Moderne Freibäder widerstehen Wind und Wetter
Die Lust am Baden im Freien wächst, und auch in den Großstädten werden immer mehr Schwimmbäder modernisiert oder neu gebaut. Die Freizeitanlagen sollen die Wünsche der Badegäste nach Komfort erfüllen und zugleich wetterfest sein.
Wir stellen den preisgekrönten Fjordpark im dänischen Aalborg und ein einzigartiges Badehaus für Winterbader in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen vor.
Für die Mitglieder des Winterbadevereins Bifrost in Brøndby bei Kopenhagen war es ein alter Traum, der im Herbst 2020 endlich in Erfüllung ging. Denn nun konnten die Winterbader das neue Bade- und Saunahaus namens „Isfugl“ (Eisvogel) einweihen, dass eine herrliche Aussicht über die Ostseebucht von Køge bietet. Hier können sich die Winterbader künftig ordentlich aufwärmen, wenn sie aus dem eiskalten Ostseewasser kommen. Denn wie der Verein auf seiner Homepage schreibt: „Man muss ins Wasser eintauchen, über den Bauch bis ganz zum Kinn, bevor man in die Sauna geht.“
Es ist aber nicht nur der Gegensatz zwischen dem eiskalten Wasser und der heißen Sauna, der für die Vereinsmitglieder von Bifrost ein Erlebnis darstellt – auch das Gebäude an sich, der „Eisvogel“, ist ganz besonders:
„Es gibt in dem Holzbau keinen einzigen rechten Winkel. Die Architekten haben uns also wirklich auf die Probe gestellt“, meint Balder Johansen. Johansen ist Geschäftsführer der Baufirma LOGIK & CO, die das vom Architekturbüro MATTERS entworfene Gebäude errichtet hat. Neben der Sauna und der Panorama-Aussicht über die Bucht von Køge bietet das Badehaus eine Teeküche, Umkleideräume, eine Holzveranda, Außenduschen und einen Badesteg. Und neben den großzügigen Glaspartien gibt es ein durchgängig verbautes Material: Holz.
„Badehäuser und Strandbäder müssen hohe bauliche Anforderungen erfüllen. An der Küste sind sie Wind, Wetter und Salzwasser ausgesetzt, und die Nutzer betreten sie mit Wasser und Salz am Körper. Da ist Holz ein idealer Baustoff, denn es arbeitet. Holz biegt sich im Wind und dehnt sich“, erklärt Balder Johansen, der mit seiner Firma mittlerweile zum Experten im Bau von Badehäusern geworden ist, denn die Nachfrage im Großraum Kopenhagen ist enorm. LOGIK & CO hat dort in letzter Zeit auch Badehäuser in Helgoland (auf der Insel Amager), Hvidovre und Skodsborg gebaut – alle in oder bei Kopenhagen.
>> Erfahren Sie hier mehr über das Bade- und Saunahaus "Eisvogel"
Gesunde Materialien ohne unnötige Chemie
Das Badehaus im Hafen von Brøndby steht auf einem Betonfundament, ist aber ansonsten aus Holz – von der Außenverschalung und den Windschutzplatten über die Holzfaserisolierung bis hin zu den robusten, feuchtigkeitsverträglichen Holzwolle-Leichtbauplatten von Troldtekt, die für eine gute Raumakustik sorgen.
„Wir bemühen uns sehr darum, nachhaltig zu bauen. Das heißt, dass wir gesunde Naturmaterialien verarbeiten und den unnötigen Einsatz von Chemikalien vermeiden. Man hätte für die Außenhaut Holz mit einer Kesseldruckimprägnierung verwenden können, aber nur aus Unwissenheit. Denn das ist gar nicht nötig, weil wir mit konstruktivem Holzschutz dieselbe Langlebigkeit erzielen. Wir bauen also so, dass das Wasser immer abfließen kann“, erklärt Johansen und ergänzt, dass die LOGIK & CO im Grunde nur der dänischen Handwerkstradition folgt.
Vom veralteten Freibad zum preisgekrönten Fjordpark
Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit und Holz als Baumaterial galten als Schlüsselelemente bei der Verwandlung des alten Freibades von Aalborg in einen 165.000 Quadratmeter großen Fjordpark.
„Wir haben enorm viel Wert darauf gelegt, einen Ort zu erschaffen, der ganz natürlich zwischen Land und Wasser liegt. Mit rohem Beton und Holz als Basismaterialien erhalten die Gebäude und die anderen Gestaltungselemente des Gebiets durchgängige und verbindende Elemente. Darüber hinaus ruft beim Aufeinandertreffen von Wasser, Natur und Funktionen alles nach groben Materialien, die sich mit hohem Detailreichtum bearbeiten lassen“, sagt Martin Nielsen, Architekt und Partner im Architekturbüro ADEPT.
Im Vestre Fjordpark können sich die Bürger der Stadt nun wieder in die Fluten des Limfjords stürzen – und nun auch noch auf den Dächern Ball spielen, hüpfen, laufen, Parkour laufen, Kajak fahren oder sich einfach entspannen. Das macht den Park zu einem attraktiven Treffpunkt bei sommerlichem Wetter.
„Eines der Ziele der Sanierung bestand darin, den Ort für noch mehr Menschen attraktiver zu gestalten. In einem Freibad dreht sich zwar naturgemäß alles um Aktivitäten mit Wasser, aber es sollte auch zu einem Ausflugsziel werden, das die Menschen gern besuchen, auch wenn Sie selber nicht aktiv werden wollen. Daher spielten das Erleben und das Inszenieren des Ortes und seiner Aktivitäten eine wichtige Rolle“, meint Martin Nielsen.
Ein preisgekröntes Projekt
Für das Projekt Vestre Fjordpark haben die Architekten eng mit den Landschaftsplanern von GHB Landskabsarkitekter zusammengearbeitet. Der Park ist in sechs Bereiche aufgeteilt, jeder mit einer eigenen Funktion. Der Badebereich „Stranden“ und der Bereich zwischen Fjord und Freibad „Tangen“ sind dem Baden und dem Wassersport vorbehalten. Die offenen Grasflächen „Kilen“ und „Fladen“ bieten Platz für Spiel, Laufen und Ballspiel während die Bereiche „Krattet“ und „Skoven“ mit ihrer Bepflanzung Windschatten spenden. Die Einrichtungen richten sich an Sportvereine und spontane Besucher.
Neben dem landschaftlich schönen Gelände hat der Vestre Fjordpark auch mehrere Bauwerke zu bieten: Räume für Sportclubs, Terrassen, Fahrradparkplätze und ein Café. Robustes Holz auf allen Gehflächen verbindet das Gebiet als durchgängiges Element. Die Fassaden aller Gebäude sind mit kanadischem Zedernholz verkleidet. An mehreren Gebäuden sind Akustikdecken von Troldtekt angebracht, deren dominierendes Material ebenfalls Holz ist.
Die allgemeine Begeisterung über den Vestre Fjordpark hat zu einem Architizer A+Award sowie zum Architekturpreis „Aalborg Kommunes Bygningspræmiering 2017“ für den harmonischen Zusammenhang zwischen Landschaft und Architektur geführt.