Die delikate Verbindung von Klängen und Geschmack
Welche Art von Musik sollten Sie spielen, um den Geschmack der pikanten Suppe oder des köstlich cremigen Schokoladendesserts auf dem Tisch noch zu intensivieren? Und was hat schlechte Akustik mit bestimmten Geschmacksrichtungen zu tun?
Welche Art von Musik sollten Sie spielen, um den Geschmack der pikanten Suppe oder des köstlich cremigen Schokoladendesserts auf dem Tisch noch zu intensivieren? Und was hat schlechte Akustik mit bestimmten Geschmacksrichtungen zu tun?
Treue Leser der Troldtekt-News erinnern sich vielleicht an unser vorheriges Interview mit Professor Charles Spence. Falls Sie es noch nicht gelesen haben, holen Sie das am besten nach, denn es ist gespickt mit interessanten Einblicken über die Beziehungen zwischen unserem Hör- und Geschmackssinn.
Als Leiter der Crossmodal Research Group an der Universität Oxford, die auf Forschungen zur Integration von Sinneseindrücken spezialisiert ist, hat Charles Spence einen einzigartigen Überblick darüber, wie unsere Sinne miteinander verbunden sind. Er hat freundlicherweise zugestimmt, uns ein Update über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu geben.
„Es gibt eine Menge wirklich interessanter Forschung in diesem Bereich, die unser Verständnis der multisensorischen Geschmackswahrnehmung weiter vertieft. Darüber hinaus haben wir einige kreative Anwendungen dieses Wissens in der Praxis gesehen“, sagt Charles Spence.
Spotify hat sich beispielsweise mit dem Alkohollieferdienst Jimmy Brings zusammengetan, um die „Songmelier Edition“ zu kreieren, die eine Reihe von Weinen mit perfekter Musik kombiniert. Mit der App Wine Listening kann man das Flaschenlabel scannen und erhält dann Vorschläge für einen leckeren Soundtrack, der auf den Wein abgestimmt ist.
In London hat das Team von Charles Spence dabei assistiert, kulinarische Erlebnisse in verschiedenen Restaurants zu kreieren, bei denen ein DJ aus Deutschland das Menü mit einer Reihe ausgesuchter Kompositionen untermalt hat, die auf Rezepte für „akustische Würze“ aufbauen. Ein Café in Korea versorgt seine Kunden sogar mit Kopfhörern und Musik, die zu ihrem Kaffee passt.
Die vier Arten, auf die Klang und Geschmack interagieren
Seit den ersten wissenschaftlichen Studien über die Wechselwirkung zwischen Geschmack und Klängen haben die Forscher vier allgemeine Arten dafür identifiziert, wie das, was wir hören, unsere Geschmacksempfindung beeinflusst.
- Sensorische Unterdrückung:
Laute Geräusche unterdrücken unsere Fähigkeit, Süße und Salzigkeit zu schmecken, während sie in einigen Fällen den Geschmack von Umami verstärken. Störende Geräusche und schlechte Akustik scheinen uns einfach davon abzulenken, bestimmte Aromen in unserem Essen vollständig zu schmecken. - Semantische Assoziation:
Wir neigen dazu, verschiedene Arten von Musik mit unterschiedlichen Ebenen des sozialen Status, des Preises und der Qualität zu assoziieren. Die Forschung zeigt, dass das Spielen klassischer Hintergrundmusik dazu führt, dass Verbraucher mehr Geld für ihre Speisen und Getränke ausgeben, als wenn sie stattdessen Top-40-Pophits hören würden. Einige Restaurants haben damit experimentiert, ihre Meeresfrüchte zu den Klängen des Meeres zu servieren. - Klangliche Würze:
Musik kann speziell komponiert werden, um bestimmte Geschmackselemente zu betonen. Tonhöhe, Tempo und Tonalität können so arrangiert werden, das bestimmte Eigenschaften hervorgehoben werden. So kann Musik beispielsweise die Sauerkeit oder Süße dessen, was Sie essen und schmecken, verstärken. - Übertragung von Sinneseindrücken:
Unsere Sinneseindrücke können tendenziell von einem Aspekt unseres Tuns auf einen anderen übertragen werden. Je mehr wir zum Beispiel die Musik mögen, die wir hören, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir das genießen, was wir gerade essen.
Zunehmendes Bewusstsein
Die vier Faktoren schließen sich nicht gegenseitig aus. Zu jedem Zeitpunkt können Dutzende von äußeren Eindrücken auch Signale von den Ohren an den Mund weitergeben. Mit jeder neuen Studie werden Charles Spence und seine Kollegen auf der ganzen Welt besser darin, Klänge dazu einzusetzen, um unsere Sinneserfahrungen zu lenken und zu gestalten.
„Die Wahrnehmung wird von der Klanglandschaft als Ganzes bestimmt. Aber durch das Testen der besonders ,schmackhaften‘ Kompositionen haben wir die wichtigsten Komponenten für die Zusammenstellung eines neuen musikalischen Menüs identifiziert. Würzig-scharfe Musik zum Beispiel zeichnet sich durch hohes Tempo mit vielen Wechseln und Übergängen aus, sie ist energetisch und aufregend“, erklärt der Wissenschaftler.
Charles Spence erwartet, dass das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Klängen und Geschmack in vielerlei Hinsicht wachsen wird. Von Restaurants und Architekten, die mehr darauf achten, Lärm zu minimieren und die Akustik zu optimieren, bis hin zu Köchen und Orchestern, die sich zusammentun, um kulinarische Konzerte in Stadiongröße zu veranstalten.
Fakten: Über Charles Spence
- Professor (MA, PhD) für Experimentelle Psychologie an der Universität Oxford
- Fellow des Somerville College
- Forschungsgebiete: Angewandte kognitive Psychologie, Konsumpsychologie, Sensorisches Marketing, Multisensorische Wahrnehmung, Gastrophysik