Vom Plattenbau der Vergangenheit zum Wohnungsbau der Zukunft
Dass ein DDR-Plattenbau mehr als ein Relikt der Vergangenheit sein kann, beweist nun ein neues Vorzeigeprojekt. In Aschersleben ist es dem örtlichen Wohnungsbauunternehmen gelungen, einen alten Plattenbau in ein modernes Wohngebäude mit geringem ökologischem Fußabdruck zu verwandeln.
Oft entscheiden sich Bauherren dafür, alte, abgenutzte Gebäude abzureißen, um sie durch von Grund auf neu geschaffene Architektur zu ersetzen. Bei der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH wurde jedoch eine andere Richtung eingeschlagen.
Anstatt eines der DDR-Relikte aus den 1970er Jahren dem Erdboden gleich zu machen, hat die Gesellschaft die Entscheidung getroffen, den Plattenbau in der Kopernikusstraße in Aschersleben zu sanieren. Mit Umweltmaßnahmen und innovativen Lösungen ist es dem Wohnungsbauunternehmen gelungen, das erste CO2-neutrale und weitgehend energieautarke Mehrfamilienhaus in einem Plattenbau in Deutschland zu schaffen.
– Wir wollten aus der bestehenden Bausubstanz etwas Neues erschaffen. Dabei war es uns wichtig, das ursprüngliche Gebäude in der Kopernikusstraße zu erhalten und das solide Fundament so zu renovieren, dass das Gebäude noch mindestens 50 Jahre lang ein schönes Zuhause für unsere Mieterinnen und Mieter sein wird, erläutert Mike Eley, Geschäftsführer der Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH.
Optimale Nutzung von Ressourcen
Um ein weitgehend energieautarkes Gebäude zu schaffen – und mit Blick auf das Ziel der Bundesregierung, bis 2045 in Deutschland Treibhausgasneutralität zu erreichen – sind ein großer Teil des Daches und der Fassade des Wohnblocks mit Solarmodulen verkleidet.
Das bedeutet, dass der Energieverbrauch der Bewohner in Form von Wärme und Strom hauptsächlich durch die Eigenproduktion aus einer direkt am Gebäude montierten erneuerbaren Energiequelle gedeckt wird. Solarzellen decken etwa 60 Prozent des Energieverbrauchs des Gebäudes, der Rest stammt von einem regionalen Stromanbieter mit garantiert klimaneutralem Strom. Für die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH war es wichtig, klimabewusst zu denken:
– In der Energieautarkie und dem grünen Strom sehen wir die Zukunft. Dieses Wohnhaus zeigt, welches große Potenzial in den Plattenbauten steckt und wie man mit innovativen Ideen, klimaschonenden und attraktiven Wohnraum schaffen kann. Es war uns auch wichtig, Cradle to Cradle Certified® Baumaterialien zu verwenden, um zukünftigen Generationen keinen „Sondermüll“ zu hinterlassen, erläutert Mike Eley.
Die gewählten Lösungen sind nicht nur klimabewusst. Sie haben auch Auswirkungen auf die Miete der Bewohner in der Kopernikusstraße 10-14, die einem ganz besonderen Mietpreismodell folgt. Hier wird dem Mieter eine garantierte Pauschalmiete mit fünfjähriger Energie-Flatrate angeboten, die alle Kosten für Unterkunft, Heizung, Wasser und Strom in Höhe von 11,50 Euro pro Quadratmeter für Wohnungen ohne Aufzugszugang und 12 Euro pro Quadratmeter für Wohnungen mit Aufzugszugang umfasst.
Weniger Wohnungen, aber höhere Qualität
Die Transformation des Wohngebäudes in Aschersleben gilt als Pilotprojekt für das Wohnen der Zukunft. Dies ist vor allem für die deutschen Provinzgebiete wegweisend, in denen leerstehende Plattenbaublöcke ein großes Problem darstellen.
Wie Dänemark kämpft auch Deutschland mit der Bindung von Einwohnern in ländlichen Gebieten, und dieser demografischen Veränderung wurde beim Umbau des Gebäudes in der Kopernikusstraße Rechnung getragen: Die Anzahl der Mietwohnungen wurde von 60 auf 22 und die bewohnbare Fläche von 2.843 auf 1.773 Quadratmeter reduziert.
Durch die Reduzierung der Anzahl der Wohneinheiten hat die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH attraktivere Wohnungen mit einer besseren Nutzung des Grundrisses in Form von großen Wohnräumen und geräumigen Balkonen geschaffen, die den Anforderungen und Erwartungen der Mieter von heute besser entsprechen.
Darüber hinaus wurde großer Wert auf ein modernes und intelligentes Innenraumklima mit einer Heizungsanlage auf Basis solarbetriebener Infrarotpaneele und mit Troldtekt Akustikdecken gelegt, die perfekt zur übrigen Einrichtung passen.
Die Troldtekt Platten bestehen aus Holz und dem CO2-reduzierten Zementtyp FUTURECEM™. FUTURECEM nutzt die Synergie zwischen kalziniertem Ton und Kalkfüllstoffen. Dies ermöglicht es, einen Teil des gebrannten Zementklinkers zu ersetzen, der einen wesentlichen Teil des CO2-Fußabdrucks des Zements ausmacht.
Troldtekt Akustikplatten auf Basis von FUTURECEM haben daher einen CO2-Fußabdruck, der über den gesamten Lebenszyklus der Akustikplatte um 26 bzw. 38 Prozent niedriger ist als bei Troldtekt Akustikplatten auf Basis von traditionellem Grau- oder Weißzement.
Weltweit erstes C2C LAB in Berlin
Die Transformation alter Plattenbauten findet an mehreren Standorten in Deutschland statt. Ein weiteres Beispiel ist das weltweit erste C2C LAB in Berlin, das als Bildungszentrum, Vereinsbüro und „Reallabor“ für Cradle to Cradle Certified®-zertifizierte Baumaterialien dient.
Hier sind es nicht Sofas und Esstische, welche die Räume füllen, sondern zirkluläre Baumaterialien und grüne Wände zur Reinigung der Luft.
– Wir sind stolz darauf, mit unserem C2C LAB die weltweit erste Sanierung nach den Cradle to Cradle-Prinzipien durchgeführt zu haben und damit zeigen zu können, wie Cradle to Cradle in der Praxis funktioniert. Mit dem C2C LAB haben wir ein einzigartiges Leuchtturmprojekt realisiert, das hoffentlich viele Jahre lang als Inspirationsquelle dienen wird, so Tim Janßen, Geschäftsführender Vorstand von Cradle to Cradle e.V., im Zusammenhang mit der Eröffnung des C2C LAB im Jahr 2019.
Das 400 Quadratmeter große Gebäude wurde ursprünglich 1986 errichtet, später aber zu dem Wissens- und Ausbildungszentrum renoviert, das es heute ist. Neben einem Reallabor, in dem Architekten die zertifizierten Baumaterialien und zirkulären Materialflüsse erleben und damit experimentieren können, ist auch das Gebäude selbst einen Besuch wert, wenn man sich für die Integration gesunder Materialien in ältere Gebäude interessiert. Troldtekt ist Partner des C2C LAB, ebenso wie bei der Sanierung des alten Plattenbaus mehrere Varianten der Akustiklösungen von Troldtekt zum Einsatz kommen.