Der Soldat der Zukunft sollte der Dreh- und Angelpunkt der anstehenden Kasernenmodernisierungen sein
Bei der Modernisierung der dänischen Kasernen in den kommenden Jahren müssen sowohl die bautechnischen als auch die psychologischen Faktoren im Vordergrund stehen. Das meint der dänische Unternehmensverband Dansk Industri, der sich vorgenommen hat, Branchen und Sektoren zusammenzubringen, um die Bedingungen für die dänischen Soldaten zu verbessern.
Die dänischen Kasernen stehen weit vorne in der Warteschlange, wenn die für die Verteidigung in den nächsten zehn Jahren vorgesehenen ca. 23 Milliarden Euro verteilt werden sollen. Das Geld soll unter anderem dazu verwendet werden, die Bedingungen für die dänischen Soldaten im ganzen Land mit Modernisierungen und Optimierungen zu verbessern – und genau deshalb sollten die Soldaten und ihre Bedürfnisse auch im Mittelpunkt des Designprozesses stehen.
Laut Lise Thomsen, Chefberaterin bei der Branchenorganisation Forsvar og Sikkerhed, ist es von entscheidender Bedeutung, eine Brücke zwischen der Baubranche, den Streitkräften und Humanwissenschaftlern zu bauen, wenn die dänischen Streitkräfte langfristige Lösungen schaffen sollen, die den Beschäftigten zugutekommen.
– Bei der Modernisierung von Kasernen spielen viele Interessen eine Rolle. Unsere Mitgliedsunternehmen verfügen über eine Menge Wissen, ebenso wie die Streitkräfte. Gemeinsam für alle Seiten ist das Interesse an der Verbesserung der Bedingungen in den Kasernen. Deshalb stehen wir zur Verfügung und helfen, die Zusammenarbeit zu erleichtern, damit die Mittel am sinnvollsten eingesetzt werden, sagt sie.
Die ersten Schritte bei dieser Arbeit wurden gemeinsam mit der Immobilienverwaltung der dänischen Streitkräfte unternommen. Das Format sieht eine Reihe von Workshops über die Kasernen der Zukunft vor, in denen relevante Akteure auf ihrem Gebiet einen Beitrag leisten können – von Architektur und Akustik bis hin zu Digitalisierung und Diversität.
– Obwohl wir uns noch in einem frühen Stadium des Prozesses befinden, können wir bereits einige Muster erkennen. Insbesondere geht es um Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die fachgruppenübergreifende Zusammenarbeit, sagt Lise Thomsen.
Bessere Abläufe und weniger Verschwendung
Eine der Berufsgruppen, die eine wesentliche Rolle bei der Erfüllung der Wünsche für die Kasernenmodernisierung spielen, sind die Architekten, und bei der Organisation Danske Arkitektvirksomheder ist man bereit, seinen Teil der Verantwortung zu übernehmen. Dazu sagt Lars Emil Kragh, stellvertretender Direktor:
– Die Architekten spielen eine wesentliche Rolle bei der optimalen Nutzung jedes einzelnen Quadratmeters in den Kasernen. Wenn wir über Kasernengebäude sprechen, betrifft dies viele verschiedene Bereiche. Wir arbeiten unter anderem mit Lagern, Gebäuden, Werkstätten, Lehr- und Schulungseinrichtungen – und nicht zuletzt mit Aufenthalts- und Schlafräumen für Wehrpflichtige und die übrigen Beschäftigten. Die Rolle der Architekten wird darin bestehen, das Zusammenspiel zwischen den vielen Arbeitsbereichen des Militärs und den Menschen, die die Einrichtungen nutzen, zu betrachten, sagt er und fährt fort:
– Heute werden in den Kasernen viele Quadratmeter verschwendet und zwischen den verschiedenen Funktionsbereichen liegen weite Strecken. Hier können Architekten helfen, bessere Abläufe zu ermöglichen und die vorhandenen Flächen zu optimieren.
Obwohl die anfänglichen Arbeiten bereits in vollem Gange sind und die ersten Empfehlungen so langsam Form annehmen, wundert sich Lars Emil Kragh dennoch über die fehlende Betrachtung eines – seiner Meinung nach – ziemlich wesentlichen Parameters: der Nutzer.
–Es ist wichtig, daran zu denken, dass der Soldat der Zukunft wohl andere Erwartungen hat als frühere Generationen von Soldaten. Allein die Verlängerung des Wehrdienstes stellt Anforderungen an die physischen Rahmenbedingungen der Soldaten – sie sollten ja stets bestmöglich vorbereitet sein. Es geht also darum, die richtigen Umgebungen für die Menschen zu schaffen, die sich in Zukunft in den Kasernen aufhalten werden. Für mich ist das eine wesentliche Voraussetzung, um die besten Voraussetzungen für die Verteidigungsbereitschaft zu schaffen.“
Unterstützung von alternativen Experten
Laut dem Verteidigungsplan des Jahres 2023 plant die Regierung nicht nur umfangreiche Kasernenmodernisierungen. Es ist ebenfalls geplant, die Wehrpflicht auf 11 Monate zu verlängern und somit fast zu verdreifachen. Und laut Lars Emil Kragh wird der verlängerte Wehrdienst ausschlaggebend dafür sein, wie die Modernisierung aussehen sollte, insbesondere wenn man die Rekruten auch danach halten will.
– Unter Betrachtung der Tatsache, dass die Jahrgängsstärken geringer werden und der Wehrdienst länger wird, ist es wirklich wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Wehrpflichtigen bleiben möchten, wenn wir in Zukunft eine starke Verteidigungstruppe haben wollen. Hier glaube ich, dass die Architekten einen Beitrag leisten können, indem sie viel mehr an die Einbeziehung der Nutzer und die Fokusgruppen denken, sagt der stellvertretende Direktor und ergänzt:
– Die besten Architekturbüros haben bereits begonnen, in anderen Bahnen zu denken und Soziologen, Psychologen und Anthropologen einzubeziehen, um den Fokus auf das Wohlbefinden in Gebäuden zu richten. Es reicht nicht aus, die Energieoptimierung und Digitalisierung voranzutreiben, wir müssen auch an ein gutes Innenraumklima, bessere Erholungsmöglichkeiten und Rückzugsplätze denken. Darüber hinaus steigt der Frauenanteil bei den Streitkräften, weshalb auch Diversität ein relevantes Thema ist.
Bei Dansk Industri hört man diesbezüglich Zustimmung. Auch hier sieht man die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes.
– Ziel unserer Workshops ist es, so viele Perspektiven wie möglich ins Spiel zu bringen und eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren zu etablieren, die sich gegenseitig ergänzen. Wir glauben, dass eine Zusammenarbeit in diesem Bereich viele Vorteile bietet – sowohl für die privaten Unternehmen, ob groß oder klein, als auch für die Immobilienverwaltung der dänischen Streitkräfte, sagt Lise Thomsen und fährt fort:
– Wir sind ja nicht das einzige Land auf der Welt, dem sich die Herausforderung von alten Gebäuden, die nicht dem heutigen Standard entsprechen, stellt. Aber wir sind derzeit garantiert das einzige Land, in dem man sich zusammenschließt, um gemeinsam neue, durchdachte Lösungen entwickeln zu können. Das sollte uns einige Vorteile verschaffen – auch auf lange Sicht.“
Die ersten Prozesse laufen noch, und es bleibt noch Zeit, dass sich die Beteiligten besser kennenlernen, Bedürfnisse klären, Prioritäten setzen und Zusammenhänge schaffen.
Wenn Sie beitragen möchten, besteht weiterhin die Chance, sich an der Zusammenarbeit zu beteiligen. Die Organisation von Workshops durch Dansk Industri wird fortgesetzt, und die Sitzungen sind für alle offen, die teilnehmen und Know-how austauschen möchten. Erfahren Sie mehr und melden Sie sich hier an.