Wissen soll den Weg fuer mehr Holzbau bahnen

Bauelemente aus Brettschichtholz können es von der Tragkraft und den Kosten her mit Beton aufnehmen – und haben erhebliche Umweltvorteile. Deshalb sollte mehr mit Holz gebaut werden, heißt es in einem Bericht, der von der schwedischen Regierung und dem Nordischen Ministerrat in Auftrag gegeben wurde.  

Lone Wiggers, Architektin und Partnerin in Dänemarks größtem Architekturbüro C. F. Møller, hat eine umfangreiche Barriereanalyse für Holz als Baumaterial erstellt. Wiggers hebt hervor, dass bekannte Einwände wie Brand- und Feuchtigkeitsrisiken, Lärm und Kosten mithilfe von mehr Wissen und neuen Abläufen beim Bauen durchaus überwunden werden können.  

In einer Zeit, in der sich alles um die Suche nach smarten Einsparungen zugunsten der Umwelt und zur Reduktion von CO2-Emissionen dreht, sollte die Baubranche sich verstärkt um den Einsatz von Holz als Baumaterial bemühen. Dies ist der Ausgangspunkt für einen Bericht des Nordic Wood in Construction Secretariat – eine Initiative, die von der schwedischen Regierung und dem Nordischen Ministerrat ins Leben gerufen wurde.

„Es wurden ja schon erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu erhöhen, doch hat die Branche keine großen Fortschritte gemacht, wenn es darum geht, die Treibhausgasemissionen der Baustoffe zu reduzieren, die sie verarbeitet. Die Verwendung von Holz als Baumaterial hat das Potenzial, das zu verändern und die Ökobilanzen von Neubauten erheblich zu verbessern, denn es ist der einzige nachwachsende Baustoff“, heißt es unter anderem in dem Bericht von 2019.

In dem Bericht wird auch hervorgehoben, dass die nordischen Länder mit ihren großen, nachhaltig bewirtschafteten Waldflächen besonders gute Voraussetzungen für die Förderung des Bauens mit Holz haben.

>> Lesen Sie den Bericht hier

 

Gebäude aus Holz fungieren als CO2-Lager

Eines der skandinavischen Architekturbüros, die in regelmäßigen Abständen Holz als zentralen Baustoff einsetzen, ist C. F. Møller. Lone Wiggers, Architektin und Partnerin bei C. F. Møller berichtet:

„Holz ist ein flexibles Material mit vielen spannenden architektonischen Möglichkeiten, weil es so leicht zu verarbeiten und zu handhaben ist. Es ist nämlich sehr stark und kann sogar Beton ersetzen, besonders in Wohnhäusern und anderen Gebäuden mit kürzeren Spannweiten. Und weil Holz leichter als Beton ist, kommt man bei Elementen aus BSH (Brettschichtholz, die Red.) mit kleineren Baukränen und Fundamenten aus. Außerdem lassen sie sich viel schneller montieren, was die Bauzeit erheblich verkürzt.“      

„Es wäre ein großer Gewinn, mehr mit Holz zu bauen. Holz nimmt CO2 auf, während es wächst, und gibt es wieder frei, wenn es verrottet. Wenn wir es in Gebäude integrieren, können wir CO2 einlagern und Holzreste und Verschnitt zur Erzeugung von Wärme, Energie und Biomasse nutzen. Auch das Innenraumklima ist gesünder, wenn wir von Holz umgeben sind“, sagt Wiggers.

 

Angst vor Feuchtigkeit, Feuer und Lärm

Während C. F. Møller in Schweden und Norwegen bereits Holzbauten realisiert hat, glänzt das Holz in den dänischen Projekten des Architekturbüros vor allem durch Abwesenheit. Deshalb hat Lone Wiggers im Verlauf des letzten Jahres die Gründe für das Fehlen von Holz in der dänischen Bauwirtschaft erforscht und ihre Ergebnisse mit Politikern und Akteuren der Baubranche geteilt.

„Die gängige Auffassung lautet, dass Holzhäuser feuergefährlich sind, unter Feuchtigkeit leiden und eine schlechte Schallisolierung haben. Alles, was mit Schimmel und Pilz zu tun hat, schreckt ab. Doch die Wahrheit ist, dass viele Holzhäuser in Ländern mit feuchtem, kühlem Klima gebaut werden. Mit intelligenter Planung, Anleitungen zur Lagerung und Handhabung der Baumaterialien und digitalen Simulationen der Bauprozesse kann man das Holz sehr gut trocken halten. In Bezug auf Lärm und Schalldämmung gibt es gut dokumentierte Lösungen, die die gesetzlichen Anforderungen locker einhalten“, erklärt Lone Wiggers.

Zu leicht für Wolkenkratzer

Lone Wiggers sagt, dass es besonders bei mehrgeschossigen Holzbauten an Wissen fehlt. Das sei ironisch, meint sie, denn bei zahlreichen älteren Gebäuden in Kopenhagen handele es sich um Fachwerkhäuser mit rund 50 Prozent Holzkonstruktionen und Geschossdecken aus Holzbalken mit Lehmfüllung. Doch das alte Handwerk ist praktisch verloren gegangen. Bei C. F. Møller laufen derzeit Projekte mit rund 140.000 Quadratmetern Holzbau, darunter eines der größten Massivholzwohngebäude Schwedens im Stadtteil Kajstaden von Västerås, das gerade fertiggestellt wurde. Die leichten Holzhäuser sind jedoch windempfindlich, wenn sie eine bestimmte Höhe überschreiten.

Foto: Kajstaden von Vesterås (Schweden). Copyright: C.F. Møller Architects

„Höhenmäßig haben BSH-Bauten ihren wirtschaftlichen Sweetspot zwischen drei und elf Etagen. Gehen wir weiter in die Höhe, muss der Tragkonstruktion zusätzliches Gewicht zugeführt werden, damit das Gebäude nicht zu sehr schwankt, zum Beispiel in Form eines Betonkerns oder von Beton in den Decken. Oder wie bei einem anderen Bau mit 22 Etagen, den wir ebenfalls gerade in Västerås planen. Dort sind die unteren Geschosse aus Beton und die obersten aus Holz“, so Lone Wiggers.

Foto: Hybrid Tower von Vesterås (Schweden). Copyright: C.F. Møller Architects

FAKTEN ÜBER C. F. MØLLER

  • C. F. Møller ist eines der führenden Architekturbüros in Skandinavien. Das Unternehmen blickt auf 90 Jahre preisgekrönte Projekte in den nordischen Ländern und anderen Teilen der Welt zurück.
  • Es wurde 1924 gegründet und beschäftigt heute ca. 350 Mitarbeiter.
  • C. F. Møller hat Niederlassungen in Aarhus, Kopenhagen, Aalborg, Oslo, Stockholm und London.

FOTO:
Lone Wiggers, Architektin und Partnerin im dänischen Architekturbüro C.F. Møller.