Besseres Innenraumklima mit DGNB
Um eine gute DGNB-Bewertung zu erhalten, müssen Faktoren wie der thermische und akustische Komfort sowie die Innenraumluftqualität stimmen – nicht nur auf dem Papier, sondern im fertigen Gebäude.
Laut Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand, sei es das Ziel der DGNB, den stetigen Wandel mitzuprägen. Im Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden könnte der nächste Schritt darin bestehen, eine neue dänische Auszeichnung namens DGNB Hjerte (Herz) für die Verwendung in Deutschland anzupassen.
Ein gutes Innenraumklima und das Wohlbefinden der Nutzer stellen seit mehr als 10 Jahren eines der Kernthemen einer DGNB-Zertifizierung dar. Die acht verschiedenen Kriterien der Kategorie soziokulturelle und funktionale Qualität bewerten u. a. die Auswirkungen des Gebäudes auf die geistige und körperliche Gesundheit von Menschen. Die detaillierten Kriterien decken eine Vielzahl von Aspekten ab, wie z. B. ein ausreichendes Angebot an Tages- und Kunstlicht, gute Akustik, Sicherheit und Barrierefreiheit.
Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand des DGNB e.V., erklärt, dass der ganzheitliche Charakter der DGNB einen ausgewogenen und umfassenden Ansatz fördere, der sicherstellt, dass alle am Bauprozess Beteiligten verstehen, was es für ein gutes Innenraumklima braucht.
„Wenn Sie möchten, dass sich Ihr Gebäude für eine gute DGNB-Bewertung wie Gold oder Platin qualifiziert, benötigen Sie bei allen Kriterien eine hohe Punktzahl. Man kann sich nicht nur auf die Energieeffizienz konzentrieren und den Komfort der Nutzer ignorieren. Das betrifft alle Bereiche des Bauprozesses, wie z. B. Qualitätssicherung, Aus- und Weiterbildung und verantwortungsvolle Materialbeschaffung“, erklärt Christine Lemaitre.
Luftqualitätsmessung als Wendepunkt
Ein gutes Beispiel dafür, wie die DGNB direkten Einfluss auf das Innenraumklima nimmt, ist die Messung der Luftqualität. Sie wird nach Fertigstellung des Gebäudes stichprobenartig in mehreren Räumen durchgeführt. Die Innenraumluftqualität stellt im Zertifizierungssystem der DGNB ein Ausschlusskriterium dar. Das bedeutet, ein Gebäude kann nur zertifiziert werden, wenn es die Mindestanforderungen erfüllt.
„Sobald ein Gebäude fertiggestellt ist, müssen innerhalb von vier Wochen die Innenraumluftmessungen durchgeführt werden. Dieser ‚Alles oder nichts‘-Test übt Druck auf alle Beteiligten aus und muss ernstgenommen werden. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch, um sicherzustellen, dass die Entscheidungen befolgt werden und sich auf das fertiggestellte Gebäude auswirken. Als wir diese Messungen einführten, war das ein echter Wendepunkt“, so Christine Lemaitre.
Markttransformation erfordert ein Gleichgewicht
Die DGNB aktualisiert ihre Zertifizierungskriterien kontinuierlich, um neue Erkenntnisse abzubilden und Innovationen voranzutreiben. Beispielsweise wurden im Jahr 2018 Radonmessungen einbezogen und die aktuelle Coronapandemie hat leicht zu reinigende Oberflächen in den Fokus gerückt. Diese permanenten Innovationen dürften nicht zu schnell erfolgen, denn es sei wichtig, den Markt nicht zu überfordern, betont Christine Lemaitre:
„Die DGNB ist im Wesentlichen ein Instrument der Markttransformation. Damit Nachhaltigkeit eine Rolle spielen kann, muss sie zum Mainstream werden, mit Standards, die für alle zugänglich sind. Jedes Mal, wenn wir unsere Kriterien aktualisieren, muss sich die Branche anpassen, was nicht immer von allen geschätzt wird. Es ist also wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und nicht zu ehrgeizig zu sein, sonst würden sich die Kosten für die Zertifizierung schnell verdoppeln.“
Ein Herz aus Dänemark
Eine der nächsten Innovationen in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden für die DGNB in Deutschland könnte aus dem nördlichen Nachbarland kommen. Der dänische Green Building Council hat eine neue zusätzliche DGNB-Auszeichnung mit dem Namen DGNB Hjerte entwickelt. Sie gibt an, dass ein Gebäude ein außergewöhnliches Innenraumklima aufweist – sowohl was sichtbare als auch unsichtbare Faktoren angeht. Das DGNB Hjerte wird stets in Verbindung mit einer DGNB-Zertifizierung verwendet. Die Bewertung geschieht jedoch unabhängig von der Zertifizierung.
„Wir verfolgen die Entwicklung vom DGNB Hjerte genau, um zu sehen, wie es in Dänemark eingesetzt wird. Die Zusammenarbeit mit dem dänischen Green Building Council ist großartig. Es könnte ein leistungsfähiges Kommunikationsinstrument darstellen, um dem Markt dabei zu helfen, die Auswirkungen des Innenraumklimas auf die Nutzer zu verstehen. Wir werden es mit ziemlicher Sicherheit an den deutschen Markt anpassen und den Namen und das Icon beibehalten“, sagt Christine Lemaitre.
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Dr. Christine Lemaitre,
Geschäftsführender Vorstand des DGNB e.V
Fakten über die DGNB
- Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) wurde 2007 gegründet. Mit rund 1200 Mitgliedern ist der Verein Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen.
- Ziel der DGNB ist es, die Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und der breiteren Bevölkerung ein Bewusstsein für nachhaltiges Bauen zu vermitteln.
- Die DGNB ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein. Das Zertifizierungssystem bietet ein Planungs- und Optimierungsinstrument für die Bewertung nachhaltiger Gebäude und Stadtteile.
- Die DGNB Akademie ist eine Fort- und Weiterbildungsplattform, mit deren Hilfe bereits über 4200 Menschen aus 40 Ländern offizielle Qualifikationen im Bereich nachhaltiges Bauen erlangt haben.