Deshalb bietet Corona die Möglichkeit für bessere Schulen

Corona hat den Schulunterricht hart getroffen. Paradoxerweise kann die Pandemie jedoch auch eine einmalige Gelegenheit sein, die Schulen auf den neuesten Stand zu bringen und sie zukunftssicher zu machen.

Das lässt die unabhängige und gemeinnützige „Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft“ in Bonn verlauten. Auch ein dänischer Architekt hat Vorschläge für offensichtliche Schulverbesserungen.

Wir können uns schnell einig werden, wenn es um die negativen Konsequenzen der Corona-Pandemie in Bezug auf den Schulunterricht geht. Kinder und Jugendliche haben sich vor dem Computer einsam gefühlt, während die Schulen geschlossen waren. Der digitale Unterricht war kein zufriedenstellender Ersatz für das physische Unterrichtserlebnis. Viele Schüler sind im Vergleich zu normalen Jahrgängen in Bezug auf das Lernergebnis zurückgefallen.

Aber die Corona-Pandemie ist auch eine einmalige Gelegenheit, die vielen Schulen des Landes auf den neuesten Stand zu bringen und zukunftssicher zu machen. Das lässt die unabhängige und gemeinnützige „Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft“ verlauten, die ihren Sitz in Bonn hat.

Seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 hat die Stiftung dafür plädiert, dass ein Teil der massiven Investitionen in die Infrastruktur, die unsere Wirtschaft in Gang halten sollen, für die Sanierung und Modernisierung der „Bildungsinfrastruktur“ eingeplant wird.

– Alle wissen, dass die schulischen Infrastrukturen an vielen Orten so marode sind, dass ein weiterer Aufschub baulicher Maßnahmen keine Option ist, sagt Barbara Pampe, Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft

Darüber hinaus zeigen Prognosen, dass das Schulsystem in den nächsten Jahren aufgrund einer steigenden Zahl von Schülern unter Druck geraten wird. Die Untersuchungen machen außerdem deutlich, dass bei den Schulen ein massiver Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung besteht.

 

Eine vollständige Umwandlung moderner Schulen

Daher arbeitet die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft daran, die Art und Weise, wie moderne Schulen entworfen und Fächer unterrichtet werden, komplett zu verändern. Dies geschieht beispielsweise, indem die Organisation eines Schultages neu bewertet und den Schüler während des Schultages mehr Abwechslung geboten wird – und auch durch die Aufteilung der Lehrer in multiprofessionelle Teams. Eine weitere Empfehlung besteht darin, das Design von Schulen so umzugestalten, dass offenere und flexiblere Lernumgebungen zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus setzt sich die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft für eine „Investition in die ganzheitliche Digitalisierung der Schulen“ ein. Zeitgemäße Bildung muss Kindern und Jugendlichen ermöglichen die erforderlichen Kompetenzen zu erwerben, um ein selbstbestimmtes, erfolgreiches und kreatives Leben in einer digitalen Gesellschaft gestalten und aktiv daran teilnehmen zu können.

Gute Luftqualität in der Schule

Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft sieht auch einen Bedarf, abwechslungsreichere Lernumgebungen zu schaffen und das Innenraumklima zu verbessern.

Offenere Raumkonzepte sind nicht nur pädagogisch vorteilhaft und notwendig für ein Lernen im 21. Jahrhundert, sie führen auch zu einer besseren Luftqualität durch eine andere Nutzung von Raum und Zeit,

Aktuell mehren sich die Vorschläge, wie Luftqualität in Schulen durch Lüftungstechnik verbessert und Virenbelastung verringert werden kann. Dabei hängt die Luftqualität auch unmittelbar mit dem raumpädagogischen Konzept zusammen.

Besonders die Luftqualität wurde in den Schulen jahrelang vernachlässigt, obwohl man weiß, dass das Unterrichten großer Gruppen von Kindern in geschlossenen Räumen nicht nur schlecht für die Gesundheit ist, sondern sich auch nachteilig auf den Lernerfolg auswirkt.

Grundsätzlich geht es darum – und das fordert auch die Arbeitsstättenrichtlinie – einen Luftaustausch durch Zufuhr von Frischluft in Schulräumen sicherzustellen. Diese notwendige Luftwechselrate ist in den konventionellen abgeschlossenen Klassenräumen mit einseitiger Lüftungsmöglichkeit oft nicht herzustellen.

Corona-Wunschzettel für zukunftssichere Schulen

Auch in Dänemark hat die Corona-Pandemie Mängel in der Einrichtung vieler Schulen deutlich gemacht.

Britta Hjuler, Architektin MAA und Partnerin bei Pluskontoret Arkitekter A/S, verfügt über jahrelange Erfahrung im Bereich Kinder und Lernen. Ihrer Meinung nach sollten sowohl bei zukünftigen Schulsanierungen als auch bei Neubauprojekten eine Reihe von Faktoren berücksichtigt werden.

#1 Bessere Hygienebedingungen

Schon vor der Pandemie wurden von den Schülern bei Untersuchungen zu den Arbeits- und Lernbedingungen an Schulen häufig schlechte Verhältnisse bei den sanitären Einrichtungen genannt. Die Pandemie hat die Bedeutung der Hygiene an Schulen weiter unterstrichen. Es muss gute Möglichkeiten zum Händewaschen geben, und ein gutes Innenraumklima ist ebenfalls wichtig:

„Die Gesundheitsbehörden empfehlen eine Toilette pro 10-15 Schüler, abhängig von der Jahrgangsstufe. Leider entspricht die aktuelle Realität an vielen Schulen weder den Anforderungen an das Raumklima noch an die Hygiene- oder Toilettenkapazitäten“, sagt Britta Hjuler.

#2 Unterricht Lehren im Freien

Während der Pandemie mussten die meisten Schulen gezwungenermaßen einen Teil des Unterrichts nach draußen verlagern. Das hat, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn, frischen Wind in den Unterricht gebracht, aber laut Britta Hjuler kann in den Schulen noch viel mehr getan werden, um Außenbereiche in den Unterricht einzubeziehen:

„Es muss natürliche Treffpunkte in den Außenbereichen geben. Es ist wichtig, geschützte Bereiche mit Überdachung einzurichten, eine Arbeitsfläche und die Möglichkeit, Schüler zu sammeln und sich längere Zeit draußen aufzuhalten – geschützte Bereiche als Basis für den Unterricht im Freien. Auf diese Weise können die Außenbereiche ein ebenso integrierter Teil der Schule werden, wie die Fachräume“, erklärt sie.

#3 Raum für vielfältigen Unterricht

Es besteht seit langem der Wunsch, das klassische Klassenzimmer abzuschaffen. Das ist nicht zuletzt der Fall, weil Forschungsergebnisse eindeutig gezeigt haben, dass Kinder sich wohler fühlen und mehr lernen, wenn sie nicht den ganzen Tag lang auf einem Stuhl sitzen und der Unterricht an der Tafel stattfindet. Die Pandemie hat diese Tatsache nur zusätzlich unterstrichen, meint Britta Hjuler:

„Eine differenzierte Lernumgebung ermöglicht das Aufteilen in Gruppen, differenzierten, verstärkten Kontakt mit Erwachsenen dort, wo dieser Bedarf am größten ist, Vertiefung in den Lernstoff und den Erwerb sozialer Kompetenzen wie Gruppenarbeit und anderen zu helfen“, erklärt sie.

#4 Raum für digitalen Unterricht

Viele Schüler haben vielleicht im Augenblick genug vom Unterricht vor dem Computer, aber wenn die Pandemie erst einmal ein wenig auf Abstand gekommen ist, wird der digitale Unterricht erneut seine Berechtigung haben, meint Britta Hjuler:

„Der digitale Unterricht hat sich als gut funktionierendes Instrument und als eine gute Ergänzung zum physischen Unterricht bewährt. Es wird wahrscheinlich kein digitaler Unterricht der ganzen Klasse sein, aber der Computer wird als Werkzeug für Vertiefung, Übungen, Projektaufgaben und Präsentation nicht mehr wegzudenken sein. Daher muss es geeignete Rückzugsorte für die Vertiefung in Lernstoff und Projekte geben. Und die Schulen müssen über ausreichende Kapazitäten an Netzsteckern, Netzwerkzugriff und Bildschirmen für die Konnektivität verfügen, damit der Computer in verschiedene Unterrichtsformen integriert werden kann“, betont sie.

Über die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft

Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. In ihren Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Bildung im digitalen Wandel und Inklusive ganztägige Bildung engagiert sie sich für eine chancengerechte Alltagswelt, an der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können und die Kindern und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet.

Wer sind Pluskontoret Arkitekter A/S?

Das Architektenbüro Pluskontoret Arkitekter in Dänemark arbeitet daran, gute Architektur durch die Beratung von Bauherren, durch Gesamtberatung sowie durch Architektur- und Landschaftsarchitekturberatung zu fördern.

Das Büro ist vor allem in den folgenden vier Kernbereichen tätig: Wohnen, Kinder, Lernen und Business. Unter anderem hat Pluskontoret Arkitekter die Bauherren beim Bau der Erlev Schule beraten, die in Dänemark zum Schulbau des Jahres 2021 gekürt wurde.