Nachhaltiger Erweiterungsbau von innen bis außen
Die Freie Schule Feldballe wollte die bestehende Schule durch einen Erweiterungsbau mit einer positiven Klimabilanz ausbauen. Das Ergebnis ist ein 250 Quadratmeter großes Gebäude mit Stroh in den Wänden, Holzdach und chemiefreien Materialien. Das Architekturbüro Henning Larsen übernahm die Planung. Die Freie Schule war ein nachhaltiges „Experiment“, von dem sie hoffen, es auf andere Projekte übertragen zu können.
Das Architekturbüro Henning Larsen hat bereits beeindruckend viele internationale Projekte durchgeführt
Seoul Valley in Südkorea, Cockle Bay Park in Sydney und Harpa Concert Hall and Conference Center in Reykjavik, um nur einige wenige zu nennen. In Dänemark war das Architekturbüro unter anderem für das charakteristische Moesgaard Museum und die moderne Stadtschule Frederiksbjerg Skole in Aarhus verantwortlich. Nun kann dem Portfolio auch der Erweiterungsbau der Freien Schule Feldballe in Rønde auf der Halbinsel Djursland hinzugefügt werden.
Auch wenn der Maßstab ein ganz anderer ist, als der, in dem sich die Architekten normalerweise heimisch fühlen, hat sich das Architekturbüro entschieden, dem Projekt mit Neugier für nachhaltiges Bauen als Grundlage zu begegnen. Darüber spricht Magnus Reffs Kramhøft, Architekt bei Henning Larsen und Projektverantwortlicher für die Planung des Erweiterungsbaus, der im Herbst 2019 fertiggestellt wurde.
„Wir haben uns für dieses Projekt entschieden, da unsere Neugier und ein ausgeprägter Fokus auf Nachhaltigkeit gerichtet sind. In den vergangenen Jahren haben wir uns ausführlich mit den Materialien beschäftigt, die wir normalerweise bei Projekten verwenden, und begonnen, nach nachhaltigeren Lösungen zu suchen. Mit der Freien Schule Feldballe haben wir die Möglichkeit erhalten, das in kleinerem Maßstab zu testen. Aber wir hoffen natürlich, dass sich diese Erfahrungen zukünftig auf komplette und größere Gebäude übertragen lassen.“
Die Freie Schule Feldballe wünschte sich einen Erweiterungsbau, der den Schülern die Geschichte von Nachhaltigkeit vermitteln kann, und der ein gesundes Innenraumklima sowie ein ansprechendes architektonisches Design hat und nicht zuletzt eine positive Klimabilanz hinterlässt. Daher musste das Team jedes einzelne Gebäudeteil, Wände, Dach und Fundament neu überdenken und auf eine neue und nachhaltige Weise zu lösen versuchen.
Stroh in den Wänden
Für die thermische Dämmung der Wände wurde Stroh verwendet, ein Restprodukt aus der Landwirtschaft, das normalerweise zersetzt oder verbrannt wird – und für das sich jetzt eine neue Anwendung abzeichnet.
„Am nachhaltigsten ist es natürlich, gar nicht zu bauen. Aber wenn das keine Möglichkeit ist, dann ist Stroh eine sehr nachhaltige Wahl, da es ein schnell wachsendes Restprodukt ist. Früher hat man zur Dämmerung Strohballen übereinander gestapelt. Genau dieses System wurde nun industrialisiert und lässt sich dadurch leicht in moderne Bauverfahren integrieren“, erklärt Magnus Reffs Kramhøft.
Millimetergenaue Kassetten gefüllt mit Stroh funktionieren wie große Lego Steine. Sie werden anhand eines 3D-Modells generiert und so präzise produziert, dass sie perfekt zum jeweiligen Projekt passen.
„Das mit der Strohdämmung klingt vielleicht etwas nach Hippiezeit. Und natürlich wissen wir, dass man bei der Ausbildung und in der Branche immer wieder predigt, dass Holz und Stroh verrotten können, und man sich daher für nicht organische Materialien entscheiden sollte. Die Strohdämmung verrottet aber nicht, wenn man genauso sorgfältig baut wie immer und dieselben Vorkehrungen trifft. Selbst Betonbauten können von starken Schimmelangriffen betroffen sein, wenn sie nicht korrekt gebaut werden. Wenn man richtig plant und baut, kann organisches Material viele Jahre lang halten“, sagt Magnus Reffs Kramhøft.
Dach aus Holz
Das Dach auf dem Erweiterungsbau der Freien Schule Feldballe ist von außen bis innen aus Holz gebaut.
„Eine interessante Erkenntnis beim Dach war, dass wir es ohne Dampfbremse konstruieren und stattdessen mithilfe von OSB-Platten und verklebten Verbindungen einen Dampfbremseneffekt erzielen konnten. Die gleichen Platten fixieren auch die thermische Dämmung und dienen als konstruktives Element, da sie eine Scheibenwirkung und damit drei Funktionen haben“, erklärt Magnus Reffs Kramhøft.
Troldtekt-Akustikplatten bilden die Deckenflächen der Räume, hinter denen sich Holzfaserplatten verbergen. Holzfaser hat dieselben akustischen Eigenschaften wie Mineralwolle. Die Dachverkleidung ist aus modifiziertem Holz mit gefalzten Brettern und Entwässerungsrinne. Die Bretter lassen sich leicht demontieren und auswechseln – und unterstützen damit den grundlegenden Denkansatz einer Konstruktion, die sich auseinandernehmen und wiederverwenden lässt.
Das Innenraumklima war generell ein wichtiger Schwerpunktbereich. Daher wurden Materialien mit so wenig Gasabscheidung wie möglich verwendet. Vor allem Lehmmörtel ist in diesem Zusammenhang sehr effizient, da er nicht entgast, und stattdessen Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann, wodurch er die Stabilisierung des Innenraumklimas unterstützt.
Die Troldtekt-Platten funktionieren zudem ausgesprochen gut im Hinblick auf die Brandsicherheit, während sie gleichzeitig für eine gute Akustik sorgen.
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Bereit für weitere nachhaltige Bauvorhaben
Auf die Frage, wie realistisch die Anwendung der Bauprinzipien unter anderem mit Strohdämmung und Holzdach bei größeren Bauprojekten ist, sagt Magnus Reffs Kramhøft ganz klar:
„Das ist realistisch. Es erfordert lediglich den Willen und die Kenntnis der verschiedenen Akteure der Branche. Allgemein gibt es Widerstand, wenn neue Methoden in unsere Verfahren eingebunden werden sollen. Aber wir müssen alle einen großen Einsatz leisten, um zur Reduzierung der Klimagase durch die Bauindustrie beizutragen.“
„So radikal an das Projekt heranzugehen, wie wir es getan haben, ist ein großer Schritt. Wahrscheinlich gibt es keine richtige Antwort. Dieses Projekt ist nur einer von vielen möglichen Wegen, die wir gehen können. Für das Architekturbüro war es sehr lehrreich, und Schritt für Schritt versuchen wir das nun in neue und auch größere Projekte zu integrieren, um zur Umstellung der Baubranche beizutragen. Es haben sich auf jeden Fall Türen für eine neue Art des Denkens und Bauens geöffnet.“