Die Schule in Nuuk: Herausragende arktische Architektur
Die Landschaft und das unwirtliche Klima bestimmen die Entwicklung des Baus der Schule in Nuuk in Grönland.
Die Schule ersetzt mehrere heruntergekommene Schulen und wird Platz für 1.200 Kinder bieten, aber auch als kulturelles Zentrum für den Rest der Stadt dienen.
Lesen Sie mehr über die Gedanken von KHR Architecture hinter dem Entwurf des einzigartigen Gebäudes.
Die Bewohner von Nuuk wissen, dass es nicht egal ist, aus welcher Richtung der Wind weht. Während der Nordwind eisige Kälte bringt, hat der Südwind, der aus Richtung Meer kommt, normalerweise viel Schnee im Gepäck. Und die Windgeschwindigkeiten können so heftig sein, dass man es nicht schafft, die Tür zu öffnen, wenn sie der Windrichtung zugewandt ist.
Der Wind war nur eines der Elemente, die Architektin und Partnerin bei KHR Architecture, Janina Zerbe, bei den Vorbereitungen für den Entwurf der Schule in Nuuk – oder „der Schule im Flachland“, wie sie auch genannt wird – berücksichtigen musste.
„Weil der Wind so extrem sein kann, haben wir auf allen vier Seiten der Schulgebäude Eingänge und Unterstände eingeplant“, erzählt sie.
Janina Zerbe und ihre Kollegen von KHR Architecture verfügen mittlerweile über fundierte Erfahrung in der sogenannten „Arktischen Architektur“. Das Unternehmen hat seit dem Bau des Grönländischen Instituts für Natürliche Ressourcen und der Malik Schwimmhalle im Jahr 1998 mehrere Projekte in Grönland entworfen und steht neben der Schule in Nuuk auch hinter dem Bau der Hans-Lynge-Schule, die sich ebenfalls in Nuuk befindet.
„Das arktische Klima ist so speziell, dass es automatisch Einfluss auf die Architektur haben muss. Sowohl in Bezug auf das Innenraumklima und die Gebäudetechnik als auch auf die Gestaltung des Gebäudes müssen die Dinge anders in Angriff genommen werden, als dies in Dänemark der Fall ist. Man kann in Grönland nicht auf die gleiche Art und Weise bauen“, erklärt sie.
Neue Schule als Wahrzeichen
Die Schule in Nuuk hat eine zentrale Lage unweit des Rathauses der Stadt, und das Schulgebäude ist von großer Bedeutung, sagt Janina Zerbe:
„Es soll mehr sein als nur eine Schule. Es soll ein Wahrzeichen der Stadt sein, das auf die internationale Zukunft von Nuuk hinweist.“ Die Stadt befindet sich momentan in einer rasanten Entwicklung in Richtung einer internationalen Großstadt.
Die großen Ambitionen für die Schule spiegeln sich auch im Entwurf wider, sagt sie:
„Der Ausdruck der Schule basiert auf der grönländischen Geschichte mit der Natur als Grundvoraussetzung für das Leben. Gleichzeitig ist die Schule ein Beispiel in der Stadt für eine Bauweise, in der Innenraumklima, Tageslicht und schöne Räumlichkeiten, in denen Menschen leben und sich wohlfühlen können, höchste Priorität genießen.“
Fokus auf Licht und Landschaft
Ein arktisches Gebäude wie die Schule in Nuuk unterscheidet sich unter anderem von traditionellen dänischen Schulgebäuden in seiner Beziehung zum Licht:
„Wenn man eine Schule in Nuuk entwirft und ein gutes Innenraumklima anstrebt, muss man sowohl Tageslicht als auch künstliches Licht anders priorisieren als in Dänemark, obwohl guten Lichtverhältnissen auch in Dänemark hohe Bedeutung beigemessen wird“, erklärt Janina Zerbe.
Daher zeichnen sich die Gebäude in der Schule in Nuuk durch markante Dachkonstruktionen mit Oberlichtern aus, die in den gemeinsamen Versammlungsräumen das Tageslicht aus zwei Richtungen (Nord/Süd und Ost/West) in die Räume hineinfluten lassen.
Auch beim Entwurf der Gebäude achtete KHR Architecture darauf, dass das Klima und die Landschaft die Gestaltung der Gebäude bestimmen.
„Die Gebäude müssen entsprechend den vorherrschenden Winden entworfen werden und im Einklang mit der Landschaft stehen“, so Janina Zerbe. Daher kann der Beobachter sehen, dass die Form der Dachkonstruktion der Schulgebäude die Bergformationen um Nuuk nachahmt. „Die Form sorgt auch dafür, dass der Schnee nicht auf den schrägen Oberlichtern liegenbleibt“, erklärt Janina Zerbe.
Gleichzeitig ist das Schulgebäude auf die umliegende Stadt Nuuk abgestimmt, wo das Schulgelände an einem Ende an relativ hohe Gebäude in der Nähe des Rathauses von Nuuk angrenzt.
„Wir haben daran gearbeitet, die Gebäude schrittweise vom Stadtzentrum in Richtung der Ebene 'Narsarsuaq' herunter zu skalieren“, sagt Janina Zerbe.
Die unterschiedlichen Gebäudegrößen sind auch auf die verschiedenen Klassenstufen an der Schule abgestimmt, so dass die kleinsten Kinder – direkt vom Kindergarten aus – in den kleinsten Gebäuden anfangen und nach und nach in die größeren Gebäude aufrücken.
„Für Kinder ist es wichtig, eine eigene Identität zu haben und sich auf kleinere Räumlichkeiten beziehen zu können“, erklärt Janina Zerbe.
In den Innenräumen steht das Kind im Fokus
Das raue arktische Klima bestimmte auch die Materialwahl an der Schule in Nuuk, und Holz und Metall – in Form des widerstandsfähigen Kalzip – bilden den roten Faden. Aber während das Klima und die Landschaft das Äußere der Schulgebäude bestimmen, stehen in den Innenräumen das Wohlbefinden und die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt.
„In den Innenräumen ist der Ausgangspunkt das Kind in der Schule und die sinnliche Wahrnehmung, die für Kinder typisch ist. Und wir arbeiten fast ausschließlich mit zwei Materialien – Holz und vor Ort gegossenem Beton“, fährt Janina Zerbe fort.
Holz tritt sowohl als Bodenbelag, in Form von Holzmöbeln, als Holzlamellen und auch als Rohstoff in den Troldtekt Akustikplatten, die der Regulierung der Akustik dienen, in Erscheinung.
"Wir mussten ein Material finden, das diese Deckenformen, die sehr ausdrucksstark und mit vielen schrägen Oberflächen versehen sind, verkleiden konnte. Hier war Troldtekt die perfekte Lösung, weil es die Akustik reguliert, aber auch dazu beiträgt, das Tageslicht in der Schule zu verteilen“, erklärt Janina Zerbe und fährt fort:
„Wir haben einen Lichtwissenschaftler in unserem Büro. Er weiß, dass das Tageslicht gebrochen werden sollte, wenn es in das Gebäude hineinflutet, damit eine gute Farbwiedergabe gewährleistet ist. Und hier sorgen die raue Oberfläche der Troldtekt Akustikplatten und die Lichtreflexion auf perfekte Weise dafür, das einfallende Licht zu brechen“, schließt sie ab.
FOTO:
Janina Zerbe, Architektin und Creative Director und Partner, KHR Architecture.
FAKTEN: Über die Schule in Nuuk
- Die Bauarbeiten sollen Anfang 2024 abgeschlossen sein.
- Die Schule bietet Platz für 1.200 Schüler, aufgeteilt in jeweils 5 Parallelklassen mit bis zu 26 Schülern pro Klasse. Die Schule beherbergt sowohl die Schulklassen von der 0.-9. Klasse, Sonderschulklassen, Kinderbetreuungsmöglichkeiten nach Schulschluss und eine Kindertagesstätte.
- Die Schule ist so konzipiert, dass das Hauptgebäude auch als Kulturzentrum für die Bewohner von Nuuk genutzt werden kann – außerhalb der Öffnungszeiten der Schule.
- Das Projekt hat ein Budget von 600 Mio. DKK.
- Weitere Beispiele für die Erfahrungen von KHR Architecture mit Ausbildungsgebäuden finden Sie hier.