Innovation macht gute Lösungen besser

Innovation gehört zum Handwerkszeug und zu den Arbeitsmethoden eines jedes Architekten. Das meint Lone Wiggers, Architektin und Partnerin in der dänischen Architektengesellschaft C.F. Møller.

Das Credo des Architekturbüros lautet, dass jede Gestaltungsaufgabe Innovation enthalten muss, stets gepaart mit Behutsamkeit und unter Rücksichtnahme auf vorhandene Lösungen, den Gebäudecharakter und die Bereitschaft des Bauherrn, neue Wege zu beschreiten.

Wenn die Architekten von C.F. Møller an Innovationen arbeiten, geschieht dies selten mit jenem ungezähmten Erfindergeist, der – inspiriert durch Sinneseindrücke und verrückte Ideen – kreative Fantastereien hervorbringt. Vielmehr geht es darum, bekannte Lösungen und Standards abzuwandeln und ihnen eine neue Dimension zu verleihen und Gebäude so kontinuierlich smarter und intelligenter zu machen.

„Unser Credo besagt, dass jedes neue Design auch Innovatives enthalten soll. Das heißt jedoch nicht, dass wir alles unbedingt anders machen müssen, denn dann würden wir unseren Bauwerken zu viele Unsicherheiten und unerprobte Lösungen angedeihen lassen. Wie wir an das Thema Innovation herangehen, hängt davon ab, wie sehr ein Bauherr neue Wege gehen und neue Standards für die Zukunft setzen will“, erklärt Lone Wiggers, Architektin und Partnerin bei C.F. Møller. „Bauherren, die auch gemeinnützige oder der Öffentlichkeit dienende Zwecke verfolgen, zum Beispiel Realdania, sind oft mehr an Innovation interessiert, denn sie wollen Lösungen schaffen, die einen gesellschaftlichen Nutzen bringen.“

Architektonischer Kniff als Leitmotiv für Innovation

Strukturierte, zielgerichtete Innovationen gehören zum Handwerkszeug der Architekten, denn sie sind in Ausbildung, Fachkompetenzen und Arbeitsmethoden verankert.

„Dreidimensionale Gestaltung und ein ganzheitlicher Ansatz sind feste Bestandteile des klassischen Architekturstudiums. Architekten müssen darin geschult sein, aus einem theoretischen Programm, das nur in Textform vorliegt, eine Formgebung zu entwickeln. In ihrer Eigenschaft als Designer sind Architekten daher oft sehr gut in der Visualisierung neuer gestalterischer Ansätze“, meint Lone Wiggers.

„In der Architektur arbeitet man mit einem Kniff, der ,Grundidee‘ genannt wird. Das kann zum Beispiel eine Funktion, eine räumliche Anordnung, eine Form oder ein bestimmtes Baumaterial sein, das zum Leitmotiv für das Bauprojekt wird. Meist erfordert die Grundidee, dass bestimmte Elemente völlig neu entwickelt werden müssen, zum Beispiel eine neue Art Kundenschalter oder besondere Erker in der Fassade. 

Innovationen übertragen sich in der Schöpfungskette

Neuartige Elemente sind oftmals der Anlass dafür, dass der Faktor Innovation sich vom Entwurf des Architekten auf die Tätigkeit des Bauunternehmers und der Baustofflieferanten überträgt.

„Auftragnehmer und Zulieferer am Bau sind generell gut darin, die Wünsche des Architekten anzuhören und ihrerseits Verbesserungen vorzuschlagen, denn sie sind mit den Eigenschaften und Möglichkeiten der Baumaterialien bestens vertraut. Innovation entsteht also gerade dann, wenn sich mehrere kluge Köpfe mit ihrem jeweiligen Fachwissen zusammensetzen und das Bestehende hinterfragen“, weiß Lone Wiggers. „Und dann ist da noch die Frage, ob sich eine neuartige Lösung mit der vorhandenen Technik realisieren lässt. Das ist manchmal Anregung genug, um Maschinen auf neuartige Weise zu nutzen oder auch neue Produktionstechnik anzuschaffen, mit der ein Unternehmer ohnehin bereits geliebäugelt hat.“

Schlaue Gebäude für schlaue Köpfe

In vielen Fällen wird Innovation durch enge Budgets und gebotene Rationalisierungen vorangetrieben: Es geht um höhere Qualität für weniger Geld. Doch auch andere Problemstellungen, vom Klimawandel über Energieersparnisse bis hin zu Arbeitsbedingungen und gesellschaftlichem Zusammenhalt, können Triebfeder der Innovation sein. Als Beispiel dafür nennt Architektin Wiggers den Maersk-Turm, einen Neubau der Kopenhagener Universität.

„Der Maersk-Turm ist ein schlaues Gebäude für schlaue Köpfe. Dort arbeiten jetzt Naturwissenschaftler aus vielen Fachgebieten. Weil die zahlreichen Forschungslabors entlüftet werden müssen, kann das Gebäude in einer halben Stunde so viel Luft umwälzen, wie in ein riesiges Sportstadion passt“, erklärt Wiggers.

„Dennoch ist der Energieverbrauch des Baus extrem niedrig, denn Funktionalität und technische Anlagen wurden auf neue Art miteinander kombiniert. Zugleich haben wir hier ein sehr flexibles Gebäude gestaltet, mit intelligenten Fassaden und einer Einrichtung, die zu mehr sozialer Interaktion und Wissensteilung zwischen den Fachbereichen einlädt und neue Verbindungen zu den angrenzenden Stadtteilen schafft. So entsteht ein sozialer Mehrwert, von dem sowohl die Nutzer als auch die Anlieger profitieren.“

FAKTEN ÜBER C.F. MØLLER

  • C.F. Møller ist eines der führenden Architekturbüros in Skandinavien. Das Unternehmen blickt auf 90 Jahre preisgekrönte Projekte in den nordischen Ländern und anderen Teilen der Welt zurück.
  • Es wurde 1924 gegründet und beschäftigt heute ca. 350 Mitarbeiter.
  • C. F. Møller hat seine Niederlassungen in Aarhus, Kopenhagen, Aalborg, Oslo, Stockholm und London.