Architektonische Schönheit fördert unser Wohlbefinden
Wenn wir einen sinnvollen Zusammenhang zwischen Funktion und Ästhetik erleben, fördert dies unser Wohlbefinden. Das zeigen verschiedene Forschungsergebnisse, unter anderem aus Australien.
Architektonische Schönheit und Design spielen eine derart große Rolle, dass sie bei der amerikanischen Bauzertifizierung WELL, die vor allem auf Gesundheit und Wohlbefinden der Gebäudenutzer abzielt, zu den festen Bewertungskriterien gehören.
Wenn die Architektur das Auge erfreut, schärft sie zugleich die Sinne und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Aus diesem Grund gelten Beauty and Design als zwei wichtige Kriterien – so genannte „Features“ – im Zertifizierungsprogramm WELL.
Die US-amerikanische Bauzertifizierung existiert seit 2014 und stellt die Bedeutung der Gebäudeausführung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer in den Mittelpunkt. WELL wird häufig als Ergänzung zu eher technisch ausgerichteten Nachhaltigkeitszertifizierungen wie DGNB, LEED oder BREEAM verwendet.
Verschiedene internationale Wissenschaftler haben die Zusammenhänge zwischen ästhetisch ansprechender Architektur und menschlichem Wohlbefinden untersucht. Rose Winer, Director Standard Development am International WELL Building Institute (IWBI), hat in einem Artikel einige Forschungsergebnisse zusammengefasst. In dem Artikel erläutert sie zudem, warum Schönheit und Design bei WELL zu den Bewertungskriterien gehören.
Der Kontext entscheidet über die Schönheit
Rose Winer zitiert unter anderem die australische Künstlerin und Designerin Jay Dee Dearness, die in ihrer Dissertation den Zusammenhang zwischen Schönheit und Design untersucht hat.
„Schönheit ist nicht nur Ästhetik“, meint Dearness und spricht stattdessen von einem „Verschmelzen von Funktionalität und Ästhetik in genau den richtigen Proportionen, um das gewünschte Resultat zu erreichen“.
Das Rezept für die „richtigen Proportionen“ hängt dabei von dem Kontext ab, in dem ein Gebäude steht – und von den Menschen, die es nutzen. Ein harmonischer Zusammenhang von Funktion und Design wird also von den Mitarbeitern in einem Bürohaus ganz anders empfunden als von den Bewohnern eines Altenheims.
„Die Kriterien Beauty und Design bei WELL fordern dazu auf, Schönheit in einen projektspezifischen Kontext einzubringen – zum Beispiel durch die Einbeziehung lokaler Kunst, Kultur, Materialien oder organisatorischer Werte, die das Gebäude zu einem einzigartigen, schönen und angenehmen Aufenthaltsort für seine Nutzer machen“, schreibt Rose Winer in ihrem Artikel.
Die WELL-Zertifizierung (WELL v1) arbeitet mit sieben so genannten Konzepten: Air, Water, Nourishment, Light, Fitness, Comfort und Mind. Zu jedem Konzept gehören eine Reihe von Kriterien (Features). Die beiden Beauty and Design-Kriterien gehören zu dem Konzept Mind, was in etwa die Bedeutungen Geist, Verstand und Seele umfasst.
Das erste Beauty and Design-Kriterium mit der Nummer 87 (von 105 im WELL-Katalog) erfasst die weichen, kontextabhängigen Parameter und enthält fünf Unterpunkte:
a. Human delight.
b. Celebration of culture.
c. Celebration of spirit.
d. Celebration of place.
e. Meaningful integration of public art.
Das zweite Beauty and Design-Kriterium mit der Nummer 99 – enthält objektivere Parameter wie Raumhöhe, sinnvolle Integration von Kunst in größeren Räumen (u. a. Lobby/Eingangsbereich) sowie Elemente oder Materialien mit Wiedererkennungswert, die die Orientierung in großen Gebäuden erleichtern.
Troldtekt leistet einen positiven Beitrag zu diesem Kriterium Nummer 99 – sowie zu 19 weiteren Bewertungskriterien der WELL-Zertifizierung.
Eminent: Wohlbefinden am Arbeitsplatz
Das „Eminent“ in Malmö ist das erste WELL-zertifizierte Bürogebäude Skandinaviens. Hier werden den Nutzern in der Region produzierte Lebensmittel angeboten, die sogar teilweise auf der Dachterrasse angebaut werden. Hier gibt es Kunst und Design, was die Menschen dazu bringt, die Treppen zu nutzen. Dazu kommen ein gut ausgestatteter Fahrradkeller, ein nahe gelegenes Fitnessstudio, Lichttherapie und entspannende Musik.
All dies sind Elemente, die auf dem Zeichenbrett nur selten so viel Aufmerksamkeit erhalten wie Faktoren, von denen man traditionell annimmt, dass sie eine gesunde Arbeitsumgebung und ein gesundes Raumklima schaffen.
Entworfen wurde das Eminent vom Architekturbüro Kanozi Arkitekter. Architektin Åsa Jentsch (SAR/MSA) berichtet über das Projekt:
„Die WELL-Zertifizierung bezieht weiche Werte mit ein, die im hohen Maße dem entsprechen, was wir Architekten gern in die Projekte einbringen möchten. Durch die Arbeit mit WELL während des gesamten Gestaltungsprozesses haben wir einen neuen Rahmen geschaffen, um über Dinge wie Tageslicht, eine starke Verbindung zwischen Innen und Außen sowie skulpturale, hervortretende Treppen zu sprechen. Das gesamte Team an Architekten, Ingenieuren, Bauunternehmern und Bauherren hat plötzlich die menschlichen Aspekte des Gebäudes und seines Designs diskutiert und wertgeschätzt.“
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