Kindertagesstätte Bison: Rundbau aus Recyclingmaterial
Ausgehend von der Philosophie, so leicht und optimierend wie möglich zu bauen, hat sich Sweco Architects darauf konzentriert, eine Form und eine Konstruktion zu entwickeln, die einen minimalen CO2-Fußabdruck ermöglicht. Lesen Sie hier, welche Ideen dem runden Gebäude der Kindertagesstätte Bison in Gammel Rye in Dänemark zugrunde liegen.
Ein aus Holz gefertigter Rundbau. Kurz gefasst, ist das die Beschreibung der Kindertagesstätte Bison in Gammel Rye in Dänemark, in der jeden Tag 130 Krippen- und Kindergartenkinder untergebracht sind.
Hinter der besonderen Konstruktion steht das Unternehmen Sweco, dessen Architekten und Ingenieure das Projekt betreuten und die Aufgabe hatten, eine zeitgemäße Kindertagesstätte mit einem minimalen CO2-Fußabdruck zu schaffen. Dies erforderte jedoch einen etwas anderen Ansatz. Tina Lind, Architektin und Kreativleiterin für Lernen und Freizeit bei Sweco, erklärt das folgendermaßen:
— Wenn man nachhaltig bauen und Kindertagesstätten errichten will, kommt es vor allem darauf an, dass dies ein möglichst effizientes Gebäude mit einem sehr niedrigen Brutto-/Netto-Faktor wird, in dem die meisten Quadratmeter den Kindern zur Verfügung stehen. Die runde Form ist die Antwort auf diese Frage, da der Kreis die kompakteste Form ist, die es gibt, und die Gangflächen auf ein Minimum reduziert werden können, erklärt sie und fährt fort:
— In den letzten Jahren hat sich das Know-how beim Bauen mit Holzkonstruktionen verbessert, weshalb es für uns selbstverständlich war, in diese Richtung zu schauen, da diese Variante weniger CO2-intensiv ist als andere Alternativen. Wir haben uns für die runde Form entschieden, weil sie so effizient ist und einen minimalen Fassadenanteil hat. Man könnte sagen, dass hier Pragmatismus auf den Traum von einem runden Gebäude trifft, sagt Tina Lind.
Bewährte Materialien in neuen Rahmen
Die Nachhaltigkeit war während des gesamten Prozesses ein Designparameter, der auf der gleichen Ebene wie die pädagogische Ideengrundlage lag. Im Rahmen des Projekts wurden laufend LCA-Screenings durchgeführt, ebenso wie Varianzstudien im Zusammenhang mit der Materialauswahl. Es war ein kontinuierlicher Balanceakt, zwischen Materialien mit einem niedrigen CO2-Fußabdruck und Materialien mit niedrigen Betriebs- und Wartungskosten abzuwägen.
— Um unseren Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, müssen wir alle Möglichkeiten ausloten. In diesem Projekt bedeutete dies unter anderem, dass wir nach bereits vorhandenen Materialien gesucht haben, die wir für das neue Projekt wiederverwenden konnten, erklärt Tina Lind und fährt fort:
— Ganz konkret ausgedrückt, haben wir viele rote Recyclingsteine von einem alten Per Kirkeby-Denkmal und 3.800 Recyclingziegel von einem alten Zahnarztgebäude der Schule Virring Skole für die Innenwände des Gebäudes erhalten. Darüber hinaus haben wir eine Inventarstrategie ausgearbeitet, bei der wir das Inventar aus der alten Einrichtung wiederverwendet und restauriert haben, so dass alles, was wiederverwendet werden konnte, genutzt wurde.
Auf Wunsch des Bauherrn wurden an der Decke weiß gestrichene Troldtekt Akustikplatten auf Basis von FUTURECEM™ installiert. FUTURECEM ist ein Zementtyp mit einem Anteil an kalziniertem Ton und Kalkfüllstoff, der einen reduzierten CO2-Fußabdruck im Vergleich zu herkömmlichem Zement aufweist und daher zum Konzept des Architektenbüros für das Projekt passt.
— Der Bauherr wollte ein helles Haus schaffen und gleichzeitig Platten von Troldtekt verwenden, um eine gute Akustik zu schaffen. Die Lösung waren die weiß gestrichenen Troldtekt-Platten an den Decken, die sowohl einen hellen Eindruck schaffen als auch einen ruhigen Kontrast zu den roten Ziegeln bieten, berichtet Tina Lind.
Die gestrichenen Troldtekt-Akustikplatten auf Basis von FUTURECEM haben einen CO2-Fußabdruck, der über den gesamten Lebenszyklus des Produkts um 34 Prozent niedriger ist als bei gestrichenen Troldtekt Platten auf Basis von herkömmlichem weißem Zement.
Nachhaltigkeit auf mehreren Ebenen
Bei Sweco ist man mit dem Ergebnis in Bezug auf die Kindertagesstätte Bison zufrieden. Die endgültige LCA-Berechnung ergab 8,79 kg/CO2 pro m2 und Jahr, und obwohl dies heute vielleicht nicht so niedrig klingt, sollte man daran denken, dass die Kindertagesstätte Bison im Jahr 2022 entworfen wurde, als die ersten LCA-Anforderungen noch nicht in Kraft getreten waren.
— Dies war von Anfang an ein Pilotprojekt, das wir angefangen haben, ohne zu wissen, wie weit wir den CO2-Fußabdruck senken könnten. Wir hatten die Möglichkeit, Materialien, Methoden und Formen zu testen, und ich finde, dass wir ein Stück Baukunst abgeliefert haben – also etwas, das schön, aber auch praktisch ist. Und darauf können wir wirklich stolz sein.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Projekt wird Sweco mitnehmen, und sie werden sicherlich künftig zur Anwendung kommen. Laut Tina Lind geht es beim CO2-Fußabdruck von Gebäuden nämlich nur in eine Richtung:
— Meine Erfahrung ist, dass wir einige ehrgeizige Politiker haben, die wirklich etwas in diesem Bereich erreichen wollen und es ernst nehmen. Das stellt Anforderungen an uns und wir müssen uns schnell anpassen, aber es ist wirklich schön zu sehen, dass es so schnell geht, die Maßnahmen umzusetzen, weil es notwendig ist.
Gleichzeitig stellt sie sich jedoch die Frage, wie wir Nachhaltigkeit im Bauwesen definieren:
— Heute sprechen wir viel über Materialien mit einem niedrigen ökologischen Fußabdruck, und wenn wir das in CO2 umrechnen, wie wir es in der Kindertagesstätte Bison getan haben, dann sind einige natürliche Entscheidungen zu treffen. Andererseits werden viele der Gebäude, die wir heute bauen, vielleicht nicht so lange halten wie die, die wir vor 100 Jahren gebaut haben. Eine ganzheitliche Perspektive mit Blick auf den kurzfristigen, aber auch auf den langfristigen ökologischen Fußabdruck ist wichtig, sagt sie abschließend.
Jetzt aber steht die Kindertagesstätte Bison erst einmal in der naturschönen Gegend am Himmelbjerget –und hoffentlich auch noch in vielen Jahren.
Tina Lind, Architektin und Kreativleiterin für Lernen und Freizeit bei Sweco Architects.