Die Senioren der Zukunft stellen neue Anforderungen an das Wohnen

Die Zahl der älteren Menschen wird in den kommenden Jahrzehnten zunehmen, ebenso wie ihre Erwartungen und Wünsche an das Wohnen.

Eine neue Studie des Immobilienentwicklers Carestone beschreibt die Trends, die das Bauen vor allem in deutschen Städten in den kommenden Jahren grundlegend verändern werden. In Dänemark soll ein Joint Venture den Bau des nachgefragten Wohnraums ankurbeln. 

Photo: Helene Høyer Mikkelsen, architect MAA

Die Herausforderung ist klar: In den kommenden Jahrzehnten werden ältere Menschen einen größeren Anteil an der Bevölkerung haben.

Und das wird gerade in unseren Städten neue Anforderungen an das Bauen stellen. Das zeigt eine große Trendstudie des auf Pflege- und Altenwohnen spezialisierten Immobilienentwicklers Carestone Group GmbH aus Hannover.

In der Studie führte Carestone sowohl qualitative als auch quantitative Befragungen unter Bürgerinnen und Bürgern über 60 Jahren durch, um deren Erwartungen und Wünsche an das Seniorenwohnen der Zukunft aufzudecken. Daneben bringen auch Fachleute aus Architektur, Stadtplanung und Kommunalpolitik ihre Perspektiven auf die Herausforderungen der Zukunft in die Trendstudie ein.

 

Foto: Ibihaven, Seniorenwohnanlage in Slagelse, Dänemark

Akustikdecken von Troldtekt im Gesundheitsbau
Photo: Helene Høyer Mikkelsen

Trend #1: Alternde Bevölkerung und Sog der Metropolen erhöhen den Druck

Parallel zur Alterung der Bevölkerung wollen immer mehr ältere Menschen in Großstädten leben, was den Druck auf den Markt für altersgerechte Wohnungen erhöht. In der Trendstudie nennen die Experten den Mangel an Fachkräften und geeigneten urbanen Grundstücken als Hürden für den Bau moderner altersgerechter Wohnungen. Eine Lösung könnte darin bestehen, kleinere, dezentrale Wohneinheiten mit angeschlossenem Pflegedienst zu errichten und urbane Bestandsbauten und Flächen altersgerecht um- und auszubauen.

 

Trend #2: Senioren streben individualisierte Gemeinschaft an

Wer glaubt, dass die Senioren von morgen sich mit Einheitswohnungen abspeisen lassen, sollte noch einmal nachdenken. Künftige Generationen älterer Menschen legen Wert auf Wahlfreiheit und individuelle Gestaltung. Zwei von drei Befragten in der Studie gaben an, dass sie soziale Kontakte zur Nachbarschaft wünschen und sich als Teil einer Gemeinschaft einbringen möchten. Hier schlagen die Fachleute vor, Wohnprojekte für Senioren mit gemeinschaftlich genutzten Räumen und Außenbereichen auszustatten – und eine ausgewogene Durchmischung verschiedener Altersgruppen und sozialer Gruppen im Umfeld zu ermöglichen.

 

Trend #3: Altersgerechtes Wohnen verlangt geeignete Standorte

Es ist nicht hinnehmbar, Wohnanlagen für Senioren ausschließlich am Stadtrand zu platzieren. Laut der Trendstudie geben drei von vier der befragten Senioren an, dass sie gerne zentral in guten Stadtquartieren wohnen möchten. Zugleich haben diese Menschen eine realistische Sicht auf ihren Platzbedarf im Alter. Die Mehrzahl von ihnen nannte in der Studie die Bereitschaft, ihre Wohnfläche zu verkleinern.

 

Trend #4: Altersgerechtes Wohnen muss neu gedacht werden – aber wie?

In der Trendstudie sind sich die Fachleute und Senioren einig, dass es notwendig ist, altersgerechtes Wohnen neu zu denken. Darüber, welche Bedarfe konkret vorhanden sind, besteht unter den Experten indes keine Einigkeit. Die meisten von ihnen meinen, es sei am wichtigsten, Seniorenwohnungen mit gutem Zugang zu Gesundheitsdiensten zu planen. Für die befragten Senioren hingegen ist das Wichtigste der einfache Zugang zu alltäglichen Dienstleistungen – wie zum Beispiel gute Einkaufsmöglichkeiten. Einigkeit besteht darüber, dass der Barrierefreiheit drinnen und draußen sowie Grünflächen hohe Priorität eingeräumt werden sollte.

 

Trend #5: Nachhaltigkeit ist alternativlos

Schließlich zeigt die Trendstudie, dass die älteren Menschen der Zukunft großen Wert auf den Schutz von Umwelt und Ressourcen legen.  Eine Mehrheit der Befragten weist darauf hin, dass bei Seniorenwohnungen auf Nachhaltigkeit geachtet werden sollte – zum Beispiel durch den Einsatz von Solarpaneelen auf dem Dach, Erdwärme, Ladestationen für Elektroautos und den Einsatz umweltfreundlicher Baumaterialien.

Akustikdecken von Troldtekt im Gesundheitsbau
Photo: Helene Høyer Mikkelsen, architect / Ejendomsfoto.dk

Dänemark: Kooperationen für mehr Seniorenwohnungen

Deutschlands Nachbar im Norden hat einiges an Anregungen zu bieten. In Dänemark wird im Rahmen einer Kooperation zwischen der Pensionskasse PFA und der privaten Stiftung OK-Fonden versucht, den wachsenden Bedarf an altersgerechtem Wohnraum für Senioren zu decken. Mit einem Joint Venture wird versucht, in zehn dänischen Großstädten private Altersheime, Seniorenwohnungen und Gemeinschaftswohnprojekte einzurichten. Die Arbeitsteilung besteht darin, dass die Stiftung OK-Fonden die zukünftigen Pflegeheime betreibt und die Seniorenwohnungen verwaltet, während die PFA für Investitionen in Höhe von rund 335 Millionen Euro aus den Pensionsbeiträgen der Mitglieder für den Bau der Wohnungen übernimmt.

Eines der Konzepte wird das sogenannte „Wohnen fürs Leben“ sein.

„Der Umzug in ein Alters- oder Pflegeheim ist typischerweise mit vielen Sorgen, Unsicherheit und Stress verbunden. Viele dieser Befürchtungen lassen sich mit unserem Konzept ,Wohnen fürs Leben‘ ausräumen, bei dem die Menschen weit im Voraus einziehen, dort ihr Leben lebe und bis zum Ende bleiben können“, sagt Ulrik Ahrendt-Jensen, Geschäftsführer der Stiftung OK-Fonden.

„Wohnen fürs Leben“ bietet flexible Seniorenwohnungen für Menschen an, die den Lebensabend in ihren eigenen vier Wänden verbringen möchten. Die Wohnungen werden in räumlicher Anknüpfung zu Pflegeheimen gebaut, und die Bewohner können die Gemeinschaftseinrichtungen des Heims wie Café oder Wellness täglich nutzen.

„Man sieht den Wohnungen nicht an, dass sie sich auch in Pflegewohnungen verwandeln lassen. Im Grunde sind es ganz normale Wohnungen, in denen einige besondere Vorkehrungen getroffen wurden“, erklärt Ahrendt-Jensen. Dazu zählen breite Türen ohne Türschwellen:

„So können diese Wohnungen vorübergehend zur Arbeitsstätte von Pflegekräften werden. Es soll nur nicht so offensichtlich sein. So lassen sich beispielsweise Stahlaufhängungen in die Decke integrieren, an denen man später bei Bedarf einen Personenlift montieren kann.

Fakten: Über das Joint-Venture zwischen PFA und OK-Fonden

  • Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 335 Millionen Euro.

  • Privatwirtschaftliche Altersheime, Seniorenwohnungen und Gemeinschaftswohnprojekte in zehn größeren dänischen Städten.

  • Jedes Projekt soll 70 bis 100 Heimplätze und 40 bis 50 angeschlossene Seniorenwohnungen bieten („Wohnen fürs Leben“).

  • Wohnprojekte mit Gemeinschaftseinrichtungen für Senioren in Dänemark richten sich an Menschen ab 50 Jahren ohne zu Hause lebende Kinder.