Klimazentrum Klimatorium in Lemvig
In Lemvig an der dänischen Westküste kann man die Folgen des Klimawandels direkt vor der eigenen Haustür beobachten. Schon mehrfach wurde das Hafenstädtchen bei Sturmflut überschwemmt, und gerade die malerische Lage am Limfjord, nur wenige Kilometer von der offenen Nordsee entfernt, erweist sich zunehmend als Achillesferse.
Im Jahr 2013 raste hier der Sturm Bodil – in Deutschland unter dem Namen Xaver bekannt – und drückte enorme Wassermassen in den Hafen von Lemvig, die im Ort große Schäden verursachten. Das Ereignis führte dazu, dass man 2015 eine 350 Meter lange Betonmauer namens „Le Mur“ errichtete, die sich an der gesamten Hafenfront entlangschlängelt. In die Schutzmauer wurden Stahlschotten eingebaut, die bei extremem Hochwasser oder Sturmflut geschlossen werden können. Die Mauer hält das Wasser draußen und fügt sich wie ein rekreatives Element ins Ortsbild ein.
Dass das neue Forschungszentrum Klimatorium seinen Standort in Lemvig erhielt, ist naheliegend. Die neue Einrichtung am Hafen ist Wissens-, Forschungs- und Bildungszentrum für küstennahe Problemstellungen und orientiert sich baulich am Hafen und der umliegenden Natur.
Dunkler Schrein an der Hafenfront
Aus größerem Abstand gesehen wirkt das Klimatorium wie ein anonymer Kasten, wie irgendein Lagerhaus am Hafen. Je näher man kommt, umso mehr Details treten jedoch hervor und umso mehr öffnet sich das Gebäude. Die Wahl der Materialien orientiert sich an den Bootshallen auf dem Hafengelände. Das bedingt einen rohen, rustikalen Ausdruck mit viel Holz, Beton und Stahl – Materialien, die mit dem direkten Umfeld korrespondieren.
Die Glasfassade des Erdgeschosses macht den Bau transparent und gibt Passanten die Möglichkeit, die Aktivitäten im Haus zu verfolgen. Nach Süden, zum Ort hin, geht die Fassadengestaltung in eine große Wellenform aus hellem Holz über, den so genanten „Klimakeil“. Dieser geniale Zug sieht so schön aus, dass man Lust bekommt, sich auf einem der Absätze niederzulassen, die in der Welle einladend wie Sitzbänke wirken. Von hier aus hat man einen freien Blick über die Bucht von Lemvig und den nebenan gelegenen Skaterpark.
Vielfalt im Innern
Das Innere des Hauses ist ausgezeichnet aufgeteilt. Die Räume weisen große Variationen in Funktion, Grundfläche und Deckenhöhe auf. Das gesamte Erdgeschoss bildet einen U-förmigen, zusammenhängenden Raum, der für Ausstellungen und besondere Aktivitäten genutzt wird. Hier befindet sich auch ein großes Auditorium, das als Mehrzweckfläche in die Aktivitäten und Workshops im Haus einbezogen werden kann. Die wellenförmig gestaltete Fassade lässt im Innern Bezüge zu Holzschiffen und zur Natur des Limfjords erkennen. Zugleich fungiert sie als langgestreckte Skulptur, die im Innenraum aus stetig neuen Winkeln erscheint.
Im Obergeschoss befinden sich vor allem Büroflächen, Konferenzräume und eine Kantine. Genutzt wird das Gebäude von der Gemeinde Lemvig, den örtlichen Wasserbetrieben (Lemvig Vand & Spildevand) und dem Verein Klimatorium.
In vielen Räumen wurden Akustikplatten von Troldtekt in Form von Wandfeldern angebracht. Dabei wurden die Platten entweder in Rahmen aus Birkenfurnierholz montiert, oder sie füllen ganze Wände, wie beispielsweise in den verglasten Konferenzräumen. Die Akustikplatten fungieren somit als harmonische Elemente innerhalb einer schlichten Innenarchitektur mit klassischen skandinavischen Vorzügen.