KKG, Norwegen
Die Aufgabe bestand darin, ein Gymnasium und eine Technische Schule zusammenzubauen. Aus zwei Gebäuden sollte eins werden und zwei Ausbildungskulturen sollten sich Einrichtungen teilen. Eine große architektonische Herausforderung, die einfach und elegant gelöst wurde: Die beiden Flügel überlappen sich buchstäblich.
Die beiden Schulen in Kristiansand sind im rechten Winkel zueinander gebaut und funktionieren unabhängig voneinander. Bei einem physischen Zusammenbau bot es sich an, die beiden Schulgebäude zu verlängern, wodurch ein rechter Winkel mit den Gemeinschaftseinrichtungen entstehen würde. Um die sehr mechanische Lösung, die die beiden Kulturen nicht notwendigerweise zusammenbringt, zu vermeiden, denkt der Siegervorschlag weiter und lässt die Gebäude einander stärker überlappen. Eine doppelte Überlappung greift auch in die Innenflächen ein, wo eine ganz konkrete Verflechtung dem Haus eine neue architektonische Identität verleiht mit horizontalen Bändern, die sich in die bestehenden Flügel einflechten.
Dänischer Zugang zur Aufgabe
Fünf Teilnehmer waren eingeladen, sich an dem Architektenwettbewerb zu beteiligen, unter ihnen einer aus Dänemark. Das dänische Architektenbüro CEBRA bekam den Zuschlag für das Projekt, weil man hier die eigentliche Aufgabe – zwei Schulen zu vereinen – im Blick gehabt hatte. CEBRA besteht seit 2001 und hat in dieser Zeit zahlreiche Unterrichtsgebäude entworfen und sich im Übrigen mit einem sehr offenen Zugang mit Aufgaben jeder Größenordnung beschäftigt. Der Enthusiasmus der jungen Architektenfirma wurde u. a. 2008 anerkannt, als ihr der Architekturpreis von Nykredit für ihre Erneuerung der dänischen Architekturtradition verliehen wurde. Über das Projekt KKG in Kristiansand berichtet Architekt Mikkel Frost von CEBRA: Wir haben feststellen können, dass der Raum benutzt wird und sehr gut funktioniert. Wenn man am Zeichenbrett sitzt, stellt man sich vor, dass die Benutzer sich in einer bestimmten Art und Weise verhalten, doch erst, wenn das Gebäude steht, weiß man, ob das stimmt. Deshalb war es fast eine Erleichterung, den Raum für die Jahresabschlussfeier zu sehen, in dem sich Familie und Freunde versammeln, um der Überreichung der Zeugnisse, den Ansprachen und der musikalischen Untermalung durch die Schüler beizuwohnen. Und es war gut, die Schüler im Alltag zu beobachten, wenn sie über ihre Hausaufgaben gebeugt an den Tischen sitzen oder entspannt auf der langen Treppe abhängen.
Schallabsorbierende Decken
Eine der Ursachen dafür, dass die neuen Räume sowohl bei den Hausaufgaben als auch bei der musikalischen Unterhaltung erfolgreich ihren Zweck erfüllen, ist die richtige Akustik, die in diesem Fall vor allem dem Raumdesign mit Troldtekt geschuldet ist. Die Troldtekt-Oberfläche eignet sich hervorragend zur Schallabsorption und kommt oft in Unterrichtsräumen zur Anwendung, wo der Lernerfolg entscheidend davon abhängt, dass die Schüler nicht durch Lärm gestört werden. CEBRA verwendet Troldtekt häufig bei seinen Bauprojekten, von Sporthallen bis zu Kindergärten und Bekleidungsgeschäften. Das Troldtekt-Material wird in Dänemark aus dänischem Holz und Zement mit mehreren Oberflächen und in allen erdenklichen Farben hergestellt. Bei diesem Schulbau wurden drei verschiedene Nuancen kombiniert, um den Gedanken sich überlappender Bänder zu betonen.
Platz zur Begegnung
Der addierte Zusammenbau umfasst eine große Kantine für beide Schulen, die auch für große Versammlungen genutzt werden kann. Eine große Seitentreppe bildet einen wesentlichen Teil des Raumes und bietet außer Sitzplätzen die Möglichkeit einer stärker sozialen Verflechtung und Vereinigung der beiden Schulen. Von hier aus können die Schüler einen sich nach Süden erstreckenden grünen Bereich überblicken. Die Treppe dient auch als eine Abstufung des Geländes an den Gebäuden und trägt dazu bei, dem Gedanken zusammengleitender horizontaler Bänder Ausdruck zu verleihen. Im Anbau sind ein gemeinsames Auditorium und eine Bibliothek auf dem darüber liegenden Balkon platziert. Die Überlappung, die kontinuierlichen Linien des Baus, kommen außen durch große Überhänge zum Ausdruck sowie durch eine Bearbeitung der Ankunftsfläche für eine Eingangspartie mit Parkfläche nach Süden bzw. eine außenseitige Sitztreppe mit Aufenthaltsfläche nach Osten. Horizontale Fassadenbänder sind auch in dynamischen Überlappungen gedacht.
Bänder, die verbinden
Das neue Zentrum der Schule hat einen starken grafischen Ausdruck, der sich in die bestehenden Flügel zieht, und zwar dadurch, dass sich neue Troldtekt-Akustikplatten von dem neuen Gebäudeteil in den bestehenden ziehen. Die Akustikplatten kombinieren mehrere Grautöne, die sich als parallele Bänder über die Decken ziehen, die auch verschiedene Beleuchtungsarmaturen tragen. Dementsprechend drücken dunkle und helle Bodenflächen flotte Kontraste aus und geben gleichzeitig Orientierungshilfen in den Räumen. Das schmucke Zusammenwirken der Gebäudeflächen ergibt einen sehr schönen Zusammenhang und ein Gleichgewicht zwischen den harten, reflektierenden Bodenflächen und der schallabsorbierenden, stärker stofflichen Oberfläche der Troldtekt-Decken. Als eine besondere Finesse des Projektes haben sich die Architekten von der Bat-Kunst inspirieren lassen, die die Wände der Schule ziert. Die streifenhaltige Stilart lädt zum Spiel mit den Farben aller Flächen und Oberflächen ein und verleiht der „neuen“ Schule ein lebendiges und spielerisches Gepräge, das den Schülern hoffentlich Motivation zum Lernen vermittelt.