Schule am Isfjord als neuer Mittelpunkt im Ort
Mit einer kreuzförmig angelegten Volksschule, die sich zu den Bergen und einem Meeresfjord hin öffnet, haben die Architekten von tnt nuuk eine Neuinterpretation des grönländischen Baustils geschaffen. Die Schule ist nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern fungiert auch als Veranstaltungszentrum für die rund 5.000 Bürger von Ilulissat an der Westküste Grönlands. Die fantastische Akustik in den großen Räumen wurde bereits vor Eröffnung der Schule gelobt.
Obschon es sich um eines der größten Gebäude von Ilulissat handelt, nimmt die neue Schule auf elegante Weise Bezug auf die typischen niedrigen Häuser der Stadt. Auch die rote Fassade aus Faserzementplatten und die Dachstruktur – eine moderne Interpretation der grönländischen Satteldächer – fügen sich in dieses Bild ein.
„Der Schulbau ist kreuzförmig angelegt und zeigt auf den Isfjord, für den die Stadt bekannt ist. Uns war es wichtig, auch einen Freiraum für vielfältige Aktivitäten im Freien zu schaffen. Deshalb öffnet sich die Schule zu der Landschaft hin, von der sie umgeben ist“, erklärt die Architektin Helena Lennert vom Architekturbüro tnt nuuk, das Niederlassungen in der grönländischen Hauptstadt Nuuk und in Kopenhagen unterhält.
„Wir haben viel am Dach gearbeitet, denn es muss einerseits praktische Funktionen in Bezug auf Schneelasten und Entwässerung erfüllen und sollte andererseits zu den klassischen Satteldächern der Stadtbebauung passen. Deshalb haben wir einige diagonale Schrägen eingeführt, die ein überraschendes Zusammenspiel erzeugen. Ich glaube, dies sind die ersten diagonalen Dächer in ganz Grönland“, berichtet Helena Lennert.
Schule als Multifunktionsbau
Zuvor gab es in Ilulissat eine ältere Schule, die recht heruntergekommen und von Hausschwamm befallen war. Eine Sanierung wäre zu teuer gekommen, weshalb die Grönländische Selbstverwaltung die Gelder für den Neubau bewilligte, der im August 2017 fertig gestellt und pünktlich eröffnet wurde.
Auf 6.300 Quadratmetern bietet die Schule Platz für 400 Schüler der Vorschule, Grundschule und Sekundarstufe I und beherbergt darüber hinaus verschiedene öffentliche Funktionen wie Bibliothek, Zahnklinik, Spezialcenter, Werkstätten und eine Aula für örtliche Veranstaltungen.
„Das Gebäude liegt an einem Felshang. Die Unterrichtsräume der Schule liegen sämtlich auf der oberen Etage, während die sonstigen Einrichtungen im Untergeschoss untergebracht sind. Die Aula bildet das Herz und den Versammlungsort des Baus. Sie lässt sich vom Schulteil komplett abriegeln, so dass der Unterricht durch Veranstaltungen in der Aula nicht gestört wird.
„Obwohl die meisten Räume einheitlich dimensioniert sind, vermittelt die Formgebung des Dachs eine große Variation. Durch die heruntergezogenen Dachschrägen entstehen gemütliche Ecken, in die man sich in den großen Räumen zurückziehen kann. Zu diesem Zweck gibt es auch kleine Alkoven, die die Schüler benutzen können. So entsteht ein schönes Wechselspiel zwischen Offenheit und Intimität“, erklärt Architektin Lennert.
Licht und Klang im Fokus
In der gesamten Schule – von den Verwaltungsräumen über die Aula bis hin zu den Klassenzimmern – wurden weiß gestrichene Akustikdecken von Troldtekt eingezogen.
„Alle bemerken sofort die gute Akustik, die die Troldtekt-Decken schaffen. Besonders die Lehrer fragten sich, ob die akustischen Verhältnisse in den großen Räumen problematisch werden könnten, und sind heute von dem guten Ergebnis sehr beeindruckt“, berichtet Lennert. „Die Oberflächenstruktur vermittelt außerdem eine Stofflichkeit, die die Decken mehr in den Mittelpunkt rückt als vollkommen plane Deckenflächen.“
Die Troldtekt-Decken sind mit einer verdeckt eingebauten Lüftung ausgestattet. Die frische Luft strömt durch die Deckenfläche in den Raum, ohne dass dabei Zugluft entsteht und ohne optisch störende Luftauslässe und Ventilationsrohren. In den Decken wurden zwischen den Troldtekt-Platten Bänder mit Leuchten montiert.
Genau wie der Akustik wurde auch der Beleuchtung besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
„Wir befinden uns nördlich des Polarkreises. Hier gibt es längere Phasen der Mitternachtssonne ebenso wie der totalen Dunkelheit. Im Winterhalbjahr müssen die Räume besonders gut ausgeleuchtet werden. Deshalb haben wir zwischen den Akustikplatten Bänder mit Leuchten eingezogen, die durch zahlreiche große Pendelleuchten ergänzt werden“, erklärt Helena Lennert.