Eine urbane Transformation
Die neue Hauptbibliothek im dänischen Herning ist ein mentaler Ruhepol für Menschen jeden Alters. Die alte Bibliothek lag am Stadtrand und hatte nur wenig Präsenz im Alltag der Bürger. Nach 40 Jahren bestand zudem Erneuerungsbedarf am Gebäude.
Aus diesen Gründen lag es nahe, sämtliche Aktivitäten in die Stadtmitte zu verlegen und dabei auch die Funktionen der Bibliothek neu zu durchdenken.
Anstelle eines Neubaus beschloss der Magistrat, ein tristes Gewerbegebäude in der städtischen Fußgängerzone von kreativen Architekten in ein zukunftsweisendes Kulturhaus umzuwandeln. Das ursprüngliche Gebäude wurde von allem Überflüssigen befreit, nur die tragenden Betonkonstruktionen und die Geschossdecken blieben erhalten. Gleichzeitig wurden zwischen Erdgeschoss und Keller einige große, rechteckige Einschnitte vorgenommen, durch die die unteren Räume mehr Licht und Volumen erhalten.
Das Ergebnis ist eine sehr gut durchdachte und umgesetzte Stadtbibliothek, ein Treffpunkt, der vom ersten Tag an ein Erfolg war. Von außen hat der Bau eine völlig neue Gestalt. Die Fassaden öffnen sich ihrer Umgebung durch große Glasflächen, ie dem Haus im Zusammenspiel mit den horizontalen Bändern aus rostrotem Cortenstahl eine starke visuelle Identität verleihen.
Rohe Konstruktion und raffinierte Einrichtung
Das Gebäude hat insgesamt vier Etagen, die durch eine runde Treppe mit eleganten Holzoberflächen miteinander verbunden sind. Die Atmosphäre ist geprägt von einer informellen Inneneinrichtung und dem robusten Gesamteindruck des Gebäudes. Hier gibt es keine abweisenden Schalter und keine Aufforderung, leise zu sprechen. Das Erdgeschoss ist wie ein öffentlicher Raum in der Stadt, wo alles möglich ist und alle sich willkommen fühlen sollen. Diese Offenheit stellt hohe Anforderungen an die Raumakustik. Um diese zu regeln, wurden die Decken teilweise mit Troldtekt-Platten mit ultrafeiner Struktur verkleidet, die mit den restlichen Materialien im Raum harmonieren.
Ein großes Oberlicht sorgt für reichlich Tageslicht im Gebäudeinnern und lässt so eine Art Mittelpunkt entstehen. Hier wurde eine breite Sitztreppe zum Verweilen eingebaut, die auch nach unten ins Kellergeschoss führt, wo 90 Prozent der Bücher und Medien der Bibliothek stehen. Im ersten Obergeschoss befinden sich mehrere flexible Räume unterschiedlicher Größe, die als Konferenz- und Leseräume und für Vorträge genutzt werden können. Im zweiten Obergeschoss liegen die Verwaltungsräume, die einen schönen Blick über die Stadt gewähren.