Wie ein kleines Dorf für Kinder
Auf der Grenze zwischen Stadt und hügeliger Landschaft liegt ein Kinderhaus, das anders ist als die meisten anderen.
Es heißt „Midgård“, ist fast kreisrund und bildet einen ganz eigenen Mikrokosmos. Architektonisch haben wir es mit einem archetypischen Langhaus mit Satteldach zu tun, wie wir es von dänischen Bauernhöfen kennen, das extrem in die Länge gezogen und an den Enden – fast ringförmig – zu einer Schleife überlappt wurde. Das Gebäude beschreibt eine 270-Grad-Kurve und umschließt einen tropfenförmigen Innenhof. Außenfassade und Dach sind vollständig mit schwarzer Dachpappe verkleidet, während der Hof, der den Namen „Asgård“ trägt, dank dem reichlich verbauten sibirischen Lärchenholz eine intimere, wärmere Atmosphäre ausstrahlt. Ganz wie in der germanischen Mythologie liegt hier Asgard, der Sitz der Götter (Asen), im Zentrum von Midgard, wo die Menschen wohnen.
Junge Kreative
Das Team von COBE gehört zu den Vorreitern unter den jungen Architekturbüros, deren Werke mitunter als „neue Welle der dänischen Architektur“ bezeichnet werden. Zu COBEs prominentesten Arbeiten gehören die oberirdische Neugestaltung des U- und S-Bahnhofs Nørreport, das neue Bibliotheks- und Kulturhaus im Stadtteil Nordwest und der Bebauungsplan für die kleine Innenstadtinsel Papirøen – alle in Kopenhagen. Das Kinderhaus in Tølløse mit seinen 1.350 m2 ist somit eines der kleineren Projekte im Portfolio des Architekturbüros.
Laut COBE lässt sich das Midgård als kleines, kompaktes Dorf für Kinder beschreiben, das für Erwachsene gut überschaubar ist. In dem Rundbau vereinen sich individuelle, dezente und bekannt wirkende Aspekte mit den Vorteilen einer großen, integrierten Einrichtung, die Krabbelstube, Kindertagesstätte und Hort umfasst. Es entsteht ein zusammenhängender Arbeitsplatz, der sich aus neun kleinen „Häusern im Haus“ zusammenfügt, die wiederum 190 kleine Welten beherbergen.
Rationales und flexibles Haus
Die räumliche Aufteilung von Midgård ist durchdacht und originell. Der Hauptweg liegt im Innern des Kreises und minimiert die Abstände zwischen den verschiedenen Bereichen der Kita. An einigen Stellen verbreitert sich der gebogene Gang und wird zur Gemeinschaftsfläche mit zugehöriger Küche. Von den Gemeinschaftsflächen aus besteht ein dauerhafter Sichtkontakt zum Hofraum, und an warmen Tagen können die Wände geöffnet werden, um einen fließenden Übergang von Drinnen und Draußen zu ermöglichen. Die großen Gruppenräume sind entlang der äußeren Fassade angeordnet, in direktem Kontakt zu dem umgebenden Naturspielplatz.
In einer Kindertagesstätte dieser Größe ist Lärm eine echte Herausforderung. Für den guten Raumklang wurde eine deutlich bessere Nachhallzeit geplant als die in der Bauordnung vorgeschriebenen 0,4 Sekunden – und erreicht. Als Schallabsorber wurden Troldtekt-Akustikplatten für die Deckenverkleidung eingebaut. Dabei wurden die Platten – wenig traditionell – überlappend angebracht. Die Deckenplatten wurden an Ort und Stelle zugeschnitten, jedoch nur an der Kante, die jeweils unter der nächsten Platte liegt. So fügen sich die Platten in den runden Grundriss des Gebäudes ein, und die beschnittenen Kanten brauchen nicht nachbearbeitet zu werden.