Gelber Treffpunkt für Jugendliche auf dem Land
Wo der Weg in die nächste Stadt weit ist, halten die Dorfbewohner zusammen – auch die Jugend. Ein gutes Beispiel dafür ist das Jugendhaus „Gul Stue“. Designer und TV-Moderator Søren Vester hat bei der Gestaltung geholfen und dafür gesorgt, dass das Interieur in Gelb erstrahlt – sogar die Akustikdecke von Troldtekt.
In Søndre Bork, etwas südlich des Ringkøbing Fjord an der dänischen Westküste hat eine Gruppe von Jugendlichen einen alten Kaufmannsladen renoviert und in ein eigenes Jugendhaus verwandelt. Die Einrichtung ist komplett in Gelb gehalten – Wände, Fußböden, Kaffeetassen – und sogar die Troldtekt-Decke.
Die Idee für die „Gul Stue“ – Gelbe Stube auf Deutsch – hatte der 20-jährige Marcus Ottosen. Er berichtet:
„Ich fand, dass uns Jugendlichen ein Ort fehlte, an dem wir gemeinsam unsere Freizeit verbringen können, damit das Leben hier auf dem Land für uns etwas spannender wird.“
Das Jugendhaus ist Teil der Cluster-Initiative „Bedst mod West“, die von fünf Ortschaften in Westjütland getragen wird, um mehr Leben und Freizeitaktivitäten in die Region zu bringen. Die Idee, ein Jugendhaus zu schaffen, fand breite Unterstützung und wurde mit Mitteln des dänischen Bau- und Entwicklungsfonds Realdania gefördert. Die „Gul Stue“ war für den Landbezirkspreis 2020 des dänischen Wirtschaftsministeriums nominiert und belegte den dritten Platz.
Dringend benötigter Treffpunkt
Auf der Suche nach Mitstreitern für das neue Jugendhaus konnte Marcus Ottosen unter anderem die 19-jährige Femke Streefkerk begeistern.
„Alle meine Freundinnen hatten ein Internatsschuljahr eingeschoben und waren nicht da. Da machte es besonderen Spaß, von Anfang an dabei zu sein“, berichtet Femke. „In unserer Gegend gab es keinen Treffpunkt für Jugendliche. Also war es schwer, Leute aus den Nachbarorten zu treffen. Inzwischen haben wir schon viele von ihnen kennengelernt.“
Die „Gelbe Stube“ wendet sich an alle Jugendlichen. Zum Angebot gehören bislang Hausaufgabencafé, Brettspielabende, Freitagscafé und gemütliche Sonntagstreffen.
Ohne Hilfe der Erwachsenen
Im Herbst 2019 erhielten die Jugendlichen den Schlüssel für den alten Kaufladen in Søndre Bork. Im Frühjahr 2020 wurde die Renovierung wegen Corona teilweise unterbrochen und dauerte daher etwas länger als erwartet.
Die Jugendlichen haben abends und an den Wochenenden an der Instandsetzung des Hauses gearbeitet und dabei alle handwerklichen Arbeiten selbst ausgeführt – von der Wärmedämmung über neue Fußbodenbeläge und die Troldtekt-Akustikdecke bis hin zur sonstigen Einrichtung.
Dabei wurden sie von den Einwohnern der Gegend unterstützt.
„Die Leute brachten uns Essen und spendeten Werkzeug. Andere halfen uns mit ihren Anhängern aus. Und manche kamen vorbei, um sich den Fortschritt anzusehen. Die Leute aus den Dörfern hier unterstützen uns sehr, und das macht unsere Gegend auch so einzigartig“, sagt Marcus Ottosen.
Hilfe vom DIY-Promi
Der Designer Søren Vester, der in Dänemark aus mehreren TV-Programmen bekannt ist, verfolgte das Projekt vom Anfang an und beteiligte sich persönlich an einem der Arbeitswochenenden.
„Ich wurde hinzugerufen, um den Jugendlichen dabei zu helfen, sich ihren Treffpunkt zu schaffen. Eine Fertiglösung von einem professionellen Anbieter kam nicht in Frage, denn genau so wichtig wie das Endergebnis ist der Schaffensprozess. Die Jugendlichen haben das Ausbauprojekt genutzt, um einander zu finden, und sie hatten wirklich eine Menge Spaß dabei“, erzählt Søren Vester.
„Ich bin beeindruckt von dem Finish, das sie dem Ort verliehen haben, und von der Art und Weise, wie sie die Aufgabe angegangen sind. Am Anfang standen sie in einem alten Kaufladen, wo die Stromkabel aus der Wand hingen und der Fußboden lauter Löcher hatte. Und daraus haben sie etwas total Positives gemacht, einen Ort, an dem man sich gern aufhält. Eine Gemeinschaft, zu der man sich zugehörig fühlt, die aus ihnen heraus und für sie entstanden ist.“
Weil im Jugendhaus oft viele Menschen zusammenkommen und die Räume harte Fußböden haben, wurde eine Akustikdecke gebraucht. Deshalb spendete Troldtekt eine Akustikdecke, die im Haus eingebaut wurde.
„Unter fachlicher Anleitung haben wir der Akustikdecke einen gelben Farbanstrich verpasst, damit sie zum Einrichtungsthema passt. Man hört den großen Unterschied in der Raumakustik. Der Raumklang ist jetzt viel besser und die Geräuschkulisse weniger ermüdend, wenn die Jugendlichen in verschiedenen Bereichen zusammensitzen und sich angeregt unterhalten,“ berichtet Søren Vester.
Gelb als Farbe der Gemeinschaft
Es war auch Søren Vester, der die verrückte Idee hatte, alles gelb zu streichen.
„Das hat er aus Spaß gesagt, und zuerst haben alle gelacht. Dann ist aber zum Konzept geworden, und wir haben fast alles Gelbe hier in unserer Gegend in Beschlag genommen. Wenn jemand etwas Gelbes sieht, denkt er sofort an uns“, sagt Marcus Ottosen und lacht.
„Tatsächlich ist das einzige, was hier nicht gelb ist, der Bezug vom Billardtisch.“