Vom Kesselhaus zum Architekturbüro
Bei einer beeindruckenden Gebäudeumwandlung im dänischen Apenrade blieben Troldtekt-Platten von 1957 erhalten.
Der hohe gemauerte Schornstein ragt über dem Zentrum der süddänischen Stadt Apenrade (Aabenraa) in den Himmel und markiert so den Standort des Architekturbüros ZENI. Das Kesselhaus wurde 1957 als Teil der Fernwärmezentrale Humlehaven erbaut und war bis 2012 in Betrieb. Inzwischen wurde es in einen modernen Arbeitsplatz mit hohen Decken umgewandelt. Die Architekten von ZENI haben eine sehr inspirierende Transformation zu Wege gebracht, und das Objekt gilt als eines der sechs besten Sanierungsprojekte in Dänemark im Jahr 2020.
Nach ihrer Schließung 2012 wurde die ausgediente Fernwärmezentrale von der Wohnungsbaugesellschaft BoligSyd erworben, die im Verwaltungstrakt der Anlage ihre neuen Büros einrichtete. Als BoligSyd 2018 ZENI damit beauftragte, auf einem Drittel der Fläche im ehemaligen Kesselhaus Büroräume zu schaffen, erkannten die Architekten auch das große Potenzial im Rest der Halle.
In enger Absprache mit dem Bauherrn BoligSyd entstand die Planung für ein Projekt, bei dem so viel wie möglich von der industriellen Atmosphäre bewahrt wurde. Es war jedoch eine gründliche Sanierung fällig, um einen zeitgemäßen Rahmen für das Architekturbüro zu schaffen, das die neuen Räumlichkeiten selbst beziehen wollte. 2018 wurden die großen Heizkessel aus dem Gebäude entfernt, und schon im März 2019 konnte ZENI seine neuen Büros offiziell einweihen.
Ursprüngliche Decken bewahrt
Der Grundgedanke für die Sanierung war, den ureigenen Ausdruck des Gebäudes so wenig wie möglich zu verändern. Von außen sind daher kam Änderungen zu erkennen, abgesehen von den neuen großzügigen Fensterfronten, die einen hervorragenden Kontakt zwischen drinnen und draußen bewerkstelligen. Im Innern wurde es jedoch erforderlich, einen umfassenden Ausbau vorzunehmen, weil das gemauerte Gebäude keine Isolierung hatte. Das Kesselhaus wurde deshalb von innen isoliert, das Dach von außen.
An den Decken blieben die vorhandenen Troldtekt-Akustikplatten von 1957 erhalten. Dabei ließen sich die Architekten sowohl vom Nachhaltigkeitsgedanken als auch von ihrem Wunsch nach Authentizität leiten. Warum etwas austauschen, was seine Funktion und seinen ästhetischen Wert noch voll erfüllt? Die groben Platten mit weißem Anstrich harmonieren ganz hervorragend mit den sichtbaren Satteldachbindern aus rot lackiertem Stahl, die den gesamten Raum überspannen.
In einem derart großen Volumen ist die Akustik natürlich ein wichtiger Faktor. Die Troldtekt-Akustikplatten an der Decke allein können nicht die gesamte Raumakustik regeln. Deshalb wurden die Wände mit perforierten Sperrholzplatten verkleidet, hinter denen die Wandisolierung liegt. Die schlichten Holzflächen verleihen dem Raum einen warmen Charakter. Auch „Meeting-Boxen“ und Nischen wurden eingebaut, in die die Mitarbeitenden sich bei Bedarf zurückziehen können.
In der Begründung für die Nominierung zum dänischen Sanierungspreis RENOVER 2020 heißt es unter anderem:
„Die Umwidmung des Kesselhauses ist ein hervorragender Beweis dafür, dass der Erhalt von Bestandsgebäuden der Entwicklung einer modernen, lebendigen Urbanität nicht im Wege steht, sondern im Gegenteil zur Bewahrung der Identität und Eigenart unserer Städte beiträgt.“